»Der Lust-Töter«

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Jagd - Die meisten Deutschen sind dagegen

Die wenigsten Menschen wollen es wahrhaben, und doch ist es in deutschen Wäldern blutige Realität: 320.000 Jäger bringen jedes Jahr 5 Millionen Wildtiere ums Leben. 5 Millionen Tiere jedes Jahr – das sind 13.700 jeden Tag, 570 pro Stunde, fast 10 Tiere pro Minute. Alle 6 Sekunden stirbt ein Tier durch Jägerhand.

Von einem »schnellen Tod« kann dabei in vielen Fällen nicht die Rede sein: Rehe und Wildschweine werden oft nur angeschossen, wobei »Expansionsgeschosse« aus den schwer verwundeten, flüchtenden Tieren Blut und Darminhalte als »Pirschzeichen« herausschlagen. Die »Nachsuche« dauert oft Stunden oder Tage, das Tier verendet unter grausamsten Qualen. Fallen bereiten Füchsen und Mardern, aber auch Hunden und Katzen einen oft tagelangen Todeskampf - oder hinterlassen Krüppel, z.B. Füchse oder Katzen mit abgeschlagenem Bein. Die ganzjährige Fuchsjagd führt zwangsläufig dazu, dass in den Monaten Mai und Juni unzählige junge Füchse im Bau verhungern und verdursten, weil die säugende Fähe erschossen wurde. Opfer der Waidmannslust sind aber auch jährlich einige Hunderttausend Haustiere wie Hunde und Katzen - durch Fallen oder Schrotschuss. Katzen sind beliebte Köder zum Anlocken von Füchsen.
Die Mär vom Jäger als Naturschützer ist längst widerlegt. Wissenschaftliche Studien belegen die Selbstregulierungsfähigkeit der Natur. Auch die Erfahrungen in großen europäischen Nationalparks zeigen: Es geht Natur und Tieren ohne Jagd viel besser!

80% der Deutschen sind gegen die Jagd

Umfragen zufolge stehen mehr als zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland der Jagd kritisch gegenüber oder lehnen sie ganz ab aus. In einer von »Welt am Sonntag« veröffentlichten repräsentativen Umfrage, was die Deutschen verbieten würden, wenn sie könnten, rangierte das Waidwerk auf Platz vier, direkt hinter Tierversuchen, Kinderpornographie und Tabakwerbung (zitiert nach Komitee gegen den Vogelmord, 1999). 1996 hieß es in einer von HÖRZU veröffentlichten Studie: »71% aller Deutschen (zwischen 16 und 60 Jahren) lehnen die Jagd ab« (HÖRZU 37/1996). Im Jahr 2002 kam eine repräsentative Umfrage gar zu folgendem Ergebnis: 68% der Befragten meinen: »Der Staat sollte die Jagd auf wild lebende Tiere als Freizeitsport verbieten«, weitere 12% sind für die generelle Abschaffung der Jagd. 13% wollen den Grundeigentümer entscheiden lassen, ob auf seinem Besitz gejagt wird oder nicht. Lediglich 3% sagten: »Ich bin grundsätzlich gegen ein Jagdverbot.« (GEWIS-Institut, 29.07.2002).

Laut EMNID-Umfrage vom 10.9.2003 halten 78% das jagdliche Töten von Tieren durch Hobbyjäger für eher schlecht. Am 9.9.2004 wurde eine weitere EMNID-Umfrage veröffentlicht: 76,3% der Deutschen stehen der Jagd kritisch gegenüber oder lehnen sie ab.

»Seit rund 70 Jahren gab es kaum Änderungen am Bundesjagdgesetz«
(Oberbayerisches Volksblatt, Bericht über die Rede Seehofers beim Bayerischen Jägertag, 22.4.07)

1934 erließ Hermann Göring, Hitlers Reichsjägermeister, das Reichsjagdgesetz. In den westlichen Ländern der Bundesrepublik wurden zwischen 1949 und 1950 Landesjagdgesetze erlassen, die in ihren Grundzügen wesentlich dem Reichsjagdgesetz der Nationalsozialisten entsprachen; das jagdliche Brauchtum und die Trophäenorientierung wurde nicht einmal ansatzweise verändert. (Vgl.: Klaus Maylein, "Jagd und Jäger in der modernen Gesellschaft - Ambivalenz und Notwendigkeit?")

In deutschen Wäldern und Fluren gelten also nicht moderne Maßstäbe von Natur- und Tierschutz, sondern Jagdtraditionen aus der braunen Zeit von Reichsjägermeister Göring; und diese haben im 21. Jahrhundert nun wirklich nichts mehr verloren. Weitreichende Zerstörungen von Lebensräumen, weltweites Artensterben sowie ein gewachsenes Bewusstsein in der Bevölkerung für Tier- und Naturschutz fordern andere Gesetze als noch vor 50 oder gar 70 Jahren.

Nachdem sich Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer im April 2007 gegen eine Novellierung des Bundesjagdgesetzes in dieser Legislaturperiode ausgesprochen hat, liegt es nun an den Ländern, für eine zeitgemäße Jagdgesetzgebung zu sorgen: Die Föderalismusreform gestattet es nämlich neuerdings den einzelnen Bundesländern, vom Bundesjagdgesetz abweichende Regelungen für das Jagdwesen zu treffen (vgl. Art. 72 Abs.3 Nr. 1 Grundgesetz).

In anderen Ländern ist die Gesetzgebung schon weiter

Während in Deutschland mit seinen archaischen Jagdgesetzen noch 96 (!) Tierarten jagdbar sind, ist unser Nachbarland Holland schon weiter: 1998 wurde das »Flora- und Faunagesetz« verabschiedet, ein neues Naturschutzgesetz, das die meisten Tierarten ganzjährig unter Schutz stellt: Wildschweine, Füchse, Marder, nahezu alle Vogelarten und auch Rehe und Hirsche dürfen seit April 2002 nicht mehr gejagt werden. Nur noch 6 Tierarten sind überhaupt jagbar: Fasan, Stockente, Rebhuhn, Ringeltaube, Feldhase und Kaninchen. Die Jagd ruht grundsätzlich vom 1. Februar bis 15. August. Ebenso untersagt ist die Jagd bei Dunkelheit oder geschlossener Schneedecke. Mehrere Polizeieinheiten überwachen die Einhaltung der Bestimmungen.

Im Schweizer Kanton Genf wurde die Hobby-Jagd bereits 1975 per Volksentscheid verboten - it überaus positiven Folgen für Natur, Tiere und Menschen. Der benachbarte Kanton Waadt will nach den guten Erfahrungen in Genf jetzt nachziehen. Eine Tierschutzinitiative des Anti-Jagd-Forums Schweiz bereitet derzeit einen landesweiten Volksentscheid über die Beendigung der Jagd vor.

Im Schweizerischen Nationalpark sowie in den ausgedehnten italienischen Nationalparks wurde längst der Beweis erbracht: Mit dem Jagdverbot erholt sich die Natur, die Artenvielfalt nimmt bei Tieren und Pflanzen zu und Tierpopulationen regulieren sich selbst.

In Deutschland dagegen ist jeder Grundeigentümer immer noch zur Jagd verpflichtet - ob er will oder nicht. Dabei hatte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg bereits im Jahr 1999 für eine Abschaffung der Zwangsmitgliedschaft in der Jagdgenossenschaft Recht gesprochen. Nach dieser Entscheidung kann jeder Grundeigentümer sein Grundstück aus der bejagbaren Fläche herausnehmen. Wann wird das Urteil des Europäischen Gerichtshofes auch in Deutschland in geltendes Recht umgesetzt? Wie lange noch wollen sich unsere Ministerien und Behörden von Jägern »beraten« lassen? Die Jagdgegner sind überzeugt, dass die Abschaffung der Jagd ein Politikum werden muss: »Es wird höchste Zeit, dass die Gesetzgebung in Deutschland endlich dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand einerseits und dem Willen der Bevölkerungsmehrheit andererseits angepasst wird«, fordert Dag Frommhold, Autor jagdkritischer Bücher. »Die Abschaffung der Jagd ist nicht zuletzt auch eine Frage menschlicher Kultur und Gradmesser unserer Ethik.«

Repräsentative Umfragen:

Einstellung der Deutschen zur Jagd

GEWIS-Institut vom 29.07.2002:

68% »Der Staat sollte die Jagd auf wildlebende Tiere als Freizeitsport verbieten.«

12% »Ich bin für die generelle Abschaffung der Jagd.«

4% »Ich bin für eine Begrenzung der Jagd zugunsten des Tierschutzes.«

3% »Ich bin grundsätzlich gegen ein Jagdverbot.«

EMNID-Umfrage vom 10.09.2003:

78% halten das jagdliche Töten von Tieren durch Hobbyjäger für eher schlecht

81% fordern ein Verbot der Jagd auf Zugvögel

77% befürworten ein Verbot von Totschlagfallen

65% sind der Auffassung, der Grundeigentümer muss selbst entscheiden dürfen, ob seine Ländereien bejagt werden oder nicht

86% sprechen sich für eine Wiederholung der Schießleistungsprüfungen mindestens alle 3 Jahre aus

EMNID-Umfrage vom 09.09.2004:

76,3% stehen der Jagd kritisch gegenüber oder lehnen sie ab

68,1% sind der Meinung, dass die Bundesregierung die Jagdausübung künftig stärker nach Gesichtspunkten des Natur- und Tierschutzes regulieren sollte

67,4 % befürworten ein generelles Verbot der Fallenjagd

80,4% sprechen sich für ein Verbot von Bleimunition aus

90% wünschen eine Überprüfung der Schießleistung von Jägern

Jäger schießen Wildtiere, Haustiere und Menschen

Jäger schießen auf Wildtiere

Alle 6 Sekunden stirbt ein wildlebendes Tier durch Jägerhand.

In Deutschland werden jedes Jahr 5 Millionen Wildtiere erschossen, erschlagen oder in Fallen grausam getötet. 5 Millionen Tiere jedes Jahr - das sind 13.700 jeden Tag, 570 pro Stunde...

Jäger schießen auf Haustiere

Hund von Jäger erschossen
Hund von Jäger erschossen

In Deutschland werden Jahr für Jahr

ca. 300.000 Hauskatzen und
ca. 40.000 Hunde

von Jägern erschossen, erschlagen oder in Fallen gefangen. Opfer wurden auch Pferde, Ponies und Kühe auf der Weide, Hängebauchschweine, handzahme Zierenten...

Jäger schießen auf Menschen

Jedes Jahr sterben in Deutschland etwa 40 Menschen durch Jäger und Jägerwaffen.

Opfer wurden sowohl Jägerkollegen und Treiber, aber auch die Ehefrau und die Kinder von Jägern, Spaziergänger, Mountainbiker, Bärlauchsammler oder spielende Kinder.

Chronik der Opfer

Das Töten ist des Jägers Lust

In der Jägerzeitschrift WILD UND HUND Nr. 24/2003 wird in einem Artikel mit der Überschrift »Keine Angst vor der Lust« über die Doktorarbeit eines Jägers berichtet: »Beim Erlegen des Wildes erleben Jäger einen Kick und zu dem sollten sie sich bekennen... Wichtig ist... die Tatsache, dass er (= der Jäger) selbst irgendwann sterben wird. In dieser Gewissheit vernichtet der Jäger das Leben eines wilden Tieres. Dabei verschafft er sich unbewusst das Gefühl, die Natur mit ihrer beängstigenden Todesgewissheit zu beherrschen. So ist also die häufig kritisierte ‚Lust am Töten' laut Kühnle nichts anderes als ein ‚hingebungsvolles Streben nach Überwindung des Todes durch Naturbeherrschung'... Dem Jäger geht es nicht um die Vernichtung eines speziellen Tieres, an das er sich herangepirscht hat. Er erlebt aber seinen emotionalen Erfolg, den Kick, nur, wenn es ihm gelingt, das Leben eines speziellen Tieres zu vernichten...«

Auf der Jahrestagung vom »Forum lebendige Jagdkultur «beschreibt Prof. Dr. Gerd Rohmann unter dem Titel: »Neue Gedanken zur Lust an der Lust zwischen Erleben und Erlegen« das Jagderlebnis unter anderem wie folgt: Er spricht von der »Lust zum Beutemachen...« und stellt hierzu fest: »Die Triebbefriedigung dieser Art wird nicht bloß mit Lust erstrebt, sie wird auch im Akt und nach diesem mit Lust erlebt. Diesen hierbei ablaufenden emotionalen Prozess wollen wir mit Lust bzw. mit Freude, seine Aktivitätsmerkmale mit Passion bzw. mit Leidenschaft bezeichnen.« Auch Rohmann spricht vom »Kick« (erlebt im Akt des Erlegens, Tötens): »Denn darin, dass wir das Naturding Wild töten und dabei einen exorbitanten Lusteffekt erleben, erweist es sich empirisch, dass wir etwas ganz Besonderes in unserem Inneren erfahren... Mit der Jagd ist es ähnlich wie mit der Liebe: Das erotische Erleben liegt auf dem Weg zum Höhepunkt. Das Ziel liegt nämlich nicht im schnellen Schuss, sondern im Erstreben und Erleben eines gemeinsam erreichten anhaltenden Höhepunktes. Der sexuelle Orgasmus wird in einer Metapher der französischen Sprache auch ‚La petite mort' genannt... Den emotionalen Höhepunkt seiner Jagd, den Kick, erlebt der Jäger immer dann, wenn er den todbringenden Schuss auslöst und er erlebt ihn auch, wenn das Wild nicht sofort tödlich getroffen den Schuss zwar ‚quittiert', aber entflieht...«

Zitat von einem Jäger:

"Jagd eröffnet einen Freiraum für Verbrechen bis zum Mord und für sexuelle Lust!"

»Jagd eröffnet einen Freiraum für Verbrechen bis zum Mord und für sexuelle Lust« - dieses Zitat stammt nicht von Jagdgegnern, sondern von einem Jäger: von Paul Parin, Neurologe, mehrfach ausgezeichneter Psychoanalytiker und Schriftsteller, Ehrendoktor der Universität Klagenfurt.

Ob diese Aussage wirklich zutrifft, können wir als Nicht-Jäger nicht beurteilen. Jedenfalls schreibt Parin in seinem Buch »Die Leidenschaft des Jägers« über die Leidenschaft, die Passion, das Jagdfieber folgendes:
»Seit meinen ersten Jagdabenteuern weiß ich: Jagd eröffnet einen Freiraum für Verbrechen bis zum Mord und für sexuelle Lust, wann und wo immer gejagt wird... Die wirkliche Jagd ist ohne vorsätzliche Tötung nicht zu haben. Leidenschaftlich Jagende wollen töten. Jagd ohne Mord ist ein Begriff, der sich selber aufhebt... Und weil es sich um Leidenschaft, Gier, Wollust handelt - um ein Fieber eben - geht es ... um sex and crime, um sexuelle Lust und Verbrechen jeder Art, um Mord und Lustmord.« (Paul Parin: Die Leidenschaft des Jägers, Hamburg, 2003). Jeder Zeitgenosse muss sich selbst ein Bild darüber machen, ob es wirklich so ist.

Argumente für die Abschaffung der Jagd

Jägerlüge Nr. 1
Jäger schützen Wald und Feld vor Wildschäden.

FALSCH!

Die Jagd provoziert ganz im Gegenteil vielfach Wildschäden. Rehe sind z.B. von ihrer Natur her Bewohner von Wiesen und dem Waldrand. Erst die Jagd treibt die Tiere in den Wald hinein, wo sie dann keine - für sie lebenswichtigen - Gräser und Kräuter finden und ihnen nichts anderes bleibt, als an Knospen zu knabbern. Durch die Jagd werden die Tiere unnötig aufgescheucht, was ihren Nahrungsbedarf und damit die Fraßschäden oft weiter erhöht. Das verbreitete Argument, Wildtiere verursachten erhebliche Schäden, dient nur als Vorwand der Jäger, längere Jagdzeiten oder höhere Abschussquoten durchzusetzen. Oft sind die von Jägern verursachten Personen- und Sachschäden höher als der landwirtschaftliche Schaden durch Wildtiere.

Wie das Standardwerk »Vom Widersinn der Jagd« des Zoologen Carlo Consiglio von der Universität Rom nachweist, sind Verbissschäden in den meisten Fällen minimal und betreffen meist deutlich weniger als 2% an Pflanzen bzw. des Holzertrags. Außerdem können Schonungen und Jungwaldanpflanzungen z.B. durch Schutzzäune oder Netze vor Verbiss geschützt werden. Eine Studie für die Minister für Agrarwirtschaft in Brüssel zeigt des Weiteren auf: Wildschäden könnten fast vollständig vermieden werden, wenn der Mensch die Wildfütterung über das ganze Jahr ausdehnen würde (Ueckermann: Einfluss der Fütterung auf den Schälumfang des Rotwildes, 1985). Schließlich könnten die Behörden auch Schäden ersetzen, wie es z.B. im Falle von Manöverschäden durch Truppenübungen üblich ist.

In unbejagten Gebieten Europs, wie z.B. im Schweizer Nationalpark (seit fast 100 Jahren jagdfrei) nimmt die Größe des Waldes ständig zu!

»Fraß-Schäden« in Wald und Feld entstehen, weil man den Tieren heute keine Nahrung mehr lässt:

Früher fiel bei der Ernte auf den Feldern viel Getreide auf den Boden oder blieben noch Kartoffeln im Boden. Dadurch blieb immer etwas für die Tiere auf dem Feld.

Heute bleibt durch die modernen Maschinen nichts mehr übrig - man nimmt den Tieren jedes Korn weg.

Früher konnten Wildtiere auf Wiesenflächen, auf Brachen oder an ausgedehnten Waldrändern grasen.

Heute werden auch die Wiesen weitgehend landwirtschaftlich intensiv genutzt, die natürlichen Waldränder verschwunden, es gibt nur wenige Bracheflächen.

Früher wurden Felder und Wiesen natürlich bebaut.

Heute sind Felder und Wiesen durch Spritzmittel, Dünger sowie durch Mist und Gülle vergiftet, kein Kräutlein darf stehen bbleiben. Dies führt zum Rückgang oder gar zum Aussterben von Tierarten, wie z.B. dem Feldhasen.

Die moderne Landwirtschaft hat den Wildtieren die Nahrungsquellen genommen. Der Jäger »reguliert« das Ungleichgewicht: Wenn Wildtiere in die Felder gehen um sich Nahrung zu holen, werden sie abgeknallt. Der Lebensraum für die Tiere hat sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter verengt - Verursacher ist der Mensch. Wäre es nicht Aufgabe des Menschen, den Tieren Lebensraum zurückzugeben?



Jägerlüge Nr. 2:
Jäger sind Ersatz für ausgestorbene »Raub«-tiere

FALSCH!

Forschungen zeigen, dass so genannte Beutegreifer nicht für die Regulation, d.h. die zahlenmäßige Kontrolle ihrer Beutetiere, verantwortlich sind. Beutegreifer erbeuten bevorzugt alte, kranke und schwache Tiere bzw. fressen Aas und tragen so zu einem gesunden Wildbestand bei. Ein Jäger, der auf große Distanz schießt, kann nur in den seltensten Fällen beurteilen, ob ein Tier krank oder alt ist. Da Jäger aber vor allem auf prächtige Tiere, nämlich Trophäenträger, aus sind, führt die von Menschen praktizierte Jagd dagegen in aller Regel zu einer naturwidrigen Fehlauslese. Stimme eines Jägers: »Jagd bedeutet auch, nicht nur Schwaches und Krankes zu erlegen, sondern »überzählige« kerngesunde Tiere (wer will schon Krüppel und Kranke essen?).« (WILD UND HUND 13/2001)

Wolf, Luchs und Braunbär wurden in Europa durch die Jagd praktisch ausgerottet, der Adler ist stark dezimiert - und die Rückkehr dieser Arten wird, wie das Beispiel des erschossenen Bären Bruno zeigt, aktiv verhindert. Mit dem Abschuss von bundesweit jährlich rund 700.000 Mardern, Füchsen und Wieseln dezimieren Jäger zudem die noch vorhandenen Beutegreifer - mit der schizophrenen Behauptung: »Fleischfresser nehmen dem Jäger die Beute weg.« Damit die Jäger genug zu schießen haben, werden Rehe, Hirsche und Wildschweine massiv gefüttert (oft illegal oder halblegal an so genannten »Kirrungen«). Auf ein erschossenes Wildschwein kommen nach Untersuchungen der Wildforschungsstelle Aulendorf (Baden-Württemberg) 250-300kg von Jägern ausgebrachtem Mais.



Jägerlüge Nr. 3:
Jagd ist angewandter Naturschutz

FALSCH!

Jagd bedeutet eine Störung des natürlichen Gleichgewichts der Öko-Systeme. Sie kann zur Ausdünnung oder Ausrottung von Tierarten führen. Jäger sind Naturnutzer, aber keine Naturschützer. Sie hegen allenfalls die Tierarten, die für sie als Beute von Interesse sind. Im Übrigen widerlegen Jäger inzwischen diese Behauptung selbst: „Jagd als angewandter Naturschutz“ oder „Jäger als die wahren Naturschützer“ und so weiter - alles schön und gut. Akzeptiert werden wir von den Funktionären der Naturschutzverbände aber trotz allem nicht. Warum stehen wir nicht endlich mehr zu Sinn und Zweck unserer Jagdausübung? (...) Jagd ist eben nicht in erster Linie Hegen, sondern im ganz ursprünglichen Sinn Beutemachen, und Beute wollen wir doch machen. Es ist nicht verwerflich, Freude zu empfinden, wenn es gelungen ist, ein Stück Wild zu erlegen. Nein, es darf durchaus Freude bereiten, wenn ein Stück Wild durch einen sauberen Schuss schmerzlos verendet...« (WILD UND HUND 13/2001)

Im Schweizer Kanton Genf entschied die Bevölkerung 1975 durch ein Referendum für ein allgemeines Jagdverbot auf Säugetiere und Vögel. In den nachfolgenden Jahren erhöhte sich die Zahl der an den Ufern des Genfer Sees und der Rhone überwinternden Wasservögel auf spektakuläre Weise - ohne Zweifel eine Folge der ausbleibenden Störungen durch die Jagd. Vor dem Referendum hatten Jagd-Vertreter behauptet, der Feldhase wäre im Kanton Genf ohne die Jagd von der Ausrottung durch Beutegreifer bedroht. Das Gegenteil war der Fall: Inzwischen erfreut sich der Kanton Genf einer gesunden, vermehrungsfähigen Feldhasenpopulation, der größten Populationsdichte von Feldhasen in der Schweiz. Die Befürchtung der Landwirte, dass das Jagdverbot mehr Schäden an Kulturen bringen werde, hat sich nicht bewahrheitet: Die Schadenszahlen im Kanton Genf sind vergleichbar mit denen von Schaffhausen - obwohl in Schaffhausen die Jagd erlaubt ist.

Zahlreiche in Deutschland immer noch jagdbare Arten (Feldhase, Baummarder, Waldschnepfe, Rebhuhn) stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Die Jagd ist nicht immer der einzige Gefährdungsgrund, allerdings trägt der Abschuss bedrohter Arten bestimmt nicht zu deren Erhalt bei. Seit dem 17. Jahrhundert sind die Jagd und die Zerstörung der natürlichen Lebensräume durch den Menschen für 57% der ausgerotteten Vogel- und für 62% der ausgerotteten Säugetierarten verantwortlich.
Jäger ballern zudem jährlich 1.500 Tonnen hochgiftiges Blei in unsere Natur. Dies führt zu einer Anreicherung von toxischen Schwermetall in den Nahrungsketten. Dies ist kein angewandter Naturschutz, sondern angewandte Naturvergiftung!



Jägerlüge Nr. 4:
Ohne die Jagd nehmen die Wildtiere überhand

FALSCH!

Feldstudien von Ökologen ergaben, dass die Tiere über einen inneren Mechanismus zur Regulierung des Populationswachstums verfügen: Die Regulation der Wildtierbestände erfolgt nicht durch die Jagd. Droht Überbevölkerung, wird die Geburtenrate gesenkt. Auch dort, wo in Europa die Jagd verboten wurde, wie z.B. in den ausgedehnten italienischen Nationalparks, im Schweizer Nationalpark oder im Schweizer Kanton Genf, konnten bislang keine übermäßigen Wildtierbestände festgestellt werden. In fast allen anderen Ländern der Welt ist die Jagd in Naturschutzgebieten verboten, ohne dass dort bislang das natürliche Gleichgewicht aus den Fugen geraten wäre.



Jägerlüge Nr. 5:
Jäger töten schmerzlos

FALSCH!

Oft werden die Tiere nur angeschossen. Die Nachsuche dauert, sofern sie überhaupt erfolgt, Stunden und Tage. Bis zum tödlichen Schuss schleppen sich die angeschossenen Tiere stunden- oder tagelang mit zerfetztem Körper, heraushängenden Eingeweiden, gebrochenen Knochen auf der Flucht vor den Jägern durch den Wald. Auch vom Schrot der Jäger werden unzählige Tiere, besonders Wildvögel, zwar getroffen, sterben aber nicht gleich, weil keine lebenswichtigen Organe getroffen wurden. Oftmals verenden sie erst Stunden oder Tage später an ihren Verletzungen. Jede vierte Ente lebt mit einer Schussverletzung.
Besonders grausam ist die Fallenjagd: Noch immer sind Totschlagfallen erlaubt - selten ist das Tier sofort tot. Bei angeblich »unversehrt fangenden« Kastenfallen gerät das gefangene Tier in jenem Moment, in dem der Kasten mit lautem Krach schließt, meist in Panik, bewegt sich heftig und verletzt sich oft schwer. So liegt das »Stück« (Jägersprache) blutig, von grausamen Schmerzen gepeinigt, nicht selten hungernd oder durstend Stunden, oft Tage in einer engen Kiste und wartet auf einen grausamen Tod.



Jägerlüge Nr. 6:
Die Jäger schützen die Bevölkerung vor der Tollwut

FALSCH!

In Europa wird ein regelrechter Vernichtungsfeldzug gegen den Fuchs geführt: mit Schrot, Fangeisen, Fallen, Vergasung im Bau und vergifteten Ködern - und zwar das ganze Jahr. Doch die Ausbreitung der Tollwut wurde durch keine dieser Maßnahmen gestoppt. Die Jagd auf Füchse führt durch den beschleunigten Ortswechsel der überlebenden Tiere sogar zur Ausbreitung der Tollwut. Der Schweizer Kanton Wallis ist durch Impfaktionen seit 1981 tollwutfrei. Diese Aktion kostete das Wallis 106.800 Franken im Jahr, während der angrenzende Kanton Bern - flächenmäßig nur wenig größer - 818.148 Franken für die Tötung einer großen Zahl von Füchsen und für die Impfung des Viehs ausgab, ohne die Tollwut einzudämmen.
Im Übrigen ist für Menschen die Wahrscheinlichkeit, in Deutschland an Tollwut zu erkranken, mit 1:171.875.000 zu beziffern (Horst Hagen, 1984).



Jägerlüge Nr. 7:
Jagd ist ein Kulturgut

FALSCH!

Unter Kultur versteht man »die Gesamtheit der geistigen und künstlerischen Lebensäußerungen ... eines Volkes« sowie »feine Lebensart, Erziehung und Bildung« (vgl. Duden, Band 5, 1982). Ob das Töten von Wildtieren dazu gehört? - Bestimmt nicht!
Dass Menschen sich das Recht anmaßen, Lebewesen, die genauso wie sie fühlen und Schmerz empfinden, um des Vergnügens willen zu töten, ist vom moralischen Standpunkt her absolut inakzeptabel.



Jägerlüge Nr. 8:
Der Mensch hat schon immer gejagt

FALSCH!

In der Frühzeit war der Mensch zunächst Sammler. Erst später wurde er zum Jäger. Die Abnutzungsmuster auf der Zahnoberfläche der Backenzähne von vielen Hominiden und Hominoiden zeigen eindeutig, dass diese Vorläufer des Menschen Pflanzenkost (Pflanzenfasern, hartschalige Früchte, Nüsse etc.) gegessen haben. Typische Raubtiere (z.B. Wolf, Löwe) und Allesfresser (z.B. Spitzmaus, Igel) haben andere Zahn- und Zahnschmelzstrukturen auf Backen- und Mahlzähnen als der heutige Mensch.

In der Schöpfungsgeschichte spiegelt sich noch die vegetarische Frühphase der Menschheit wieder, wenn in Genesis 1.29 Gott spricht: »Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.« Doch in dem Maß, in dem der Mensch begann, Krieg gegen seinen Bruder zu führen, begann er auch die Tiere zu schlachten. Bei »primitiven« Völkern dient die Jagd der Nahrungsbeschaffung. In Europa jagt der Mensch nicht mehr um seine Ernährung sicherzustellen. Es geht einzig und allein um eine Freizeitbeschäftigung, ums Vergnügen - die Lust am Töten. Die Jagd ist heute das blutige Hobby einer kleiner Minderheit: Nur 0,3 Prozent der Bevölkerung sind Jäger - die allermeisten davon sind Hobbyjäger.

80% der Deutschen sind gegen die Hobby-Jäger! Immer mehr Menschen erkennen: Auch Tiere haben ein Recht auf Leben! Tiere fühlen ähnlich wie wir - Freude, aber auch Leid. Tiere lieben das Leben genauso wie wir. Es ist verwerflich, Tiere aus niederen Beweggründen zu töten!

Wissenschaftliche Studien zeigen: Jagd schadet unserer Natur und schädigt das ökologische Gleichgewicht in unseren Wäldern. Es wird höchste Zeit, dass die Gesetzgebung in Deutschland endlich dem aktuellen wissenschaftlichen Erkennnisstand und dem Willen der Bevölkerungsmehrheit angepasst wird.

Seit 2002 steht der Tierschutz im Grundgesetz und wurde zum Staatsziel erhoben. Die Jagd ist nicht mehr zeitgemäß!

Theodor Heuss, der als erster Präsident der Bundesrepublik Deutschland aus Repräsentationsgründen häufig an Diplomatenjagden teilnehmen musste, formulierte treffend: »Jagd ist nur eine feige Umschreibung für besonders feigen Mord am chancenlosen Mitgeschöpf. Jagd ist eine Nebenform menschlicher Geisteskrankheit.«

Die »Jagdleidenschaft«, auf die die Jäger auch noch so stolz sind, ist eine gefährliche Perversion! Leo Tolstoi sagte: »Vom Tiermord zum Menschenmord ist nur ein Schritt!«
pdf-download: Argumente für die Abschaffung der Jagd

Grausame Jagdarten

»Die Jagd ist doch immer eine Form von Krieg«
»Die Jagd ist doch immer eine Form von Krieg« Johann Wolfgang von Goethe
Unterkiefer weggeschossen:
Unterkiefer weggeschossen: Dieses junge Wildschwein musste verhungenr und verdursten
Schwangere Mutterbache angeschossen
Schwangere Mutterbache angeschossen Sie verendete qualvoll

Die Folgen der Jagd spiegeln sich nicht nur im Tod der Tiere wider: Jagd zerstört Tierfamilien und soziale Verbände. Jagd vertreibt die Tiere aus ihren Wohn- und Ruheplätzen. So werden gewohnte Wechsel unterbunden und völlig untypische Wanderungen ausgelöst. Jagd versetzt unsere Wildtiere ständig in Angst und Schrecken und neurotisiert sie.

Das führt so weit, dass plötzlich ein intelligentes Tier wie ein Reh oder Wildschwein auf der Flucht vor den Jägern auf die Straße und vor ein Auto rennt. Jagd bringt das natürliche Gleichgewicht völlig durcheinander: Rehe und Wildschweine bekommen plötzlich im Spätherbst und Winter ihre Kinder. Die Geburtenrate steigt, um die von Jägern verursachte Dezimierung wieder auszugleichen.
So genannte »Schonzeiten« sollen es den Tieren ermöglichen, ihren Nachwuchs ungestört zur Welt zu bringen - schließlich ist dies für menschliche Jagdfreuden unerlässlich.

Qualvoller Fallentod

Die Fallenjagd gehört zu den am weitesten verbreiteten Methoden zum Fang von Füchsen und Mardern. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass die Fallen »sofort töten« oder aber »unversehrt fangen« müssen. In Wirklichkeit sind Fallen »tierquälerische Folterinstrumente« (Dag Frommhold: Informationen zur Jagd). Beispiel »unversehrt fangende Kastenfalle«: Studien zufolge gerät das Tier in Panik, wenn sich die Falle schließt - und verletzt sich oftmals schwer. Dann liegt das Opfer über Stunden und Tage hungernd und durstend, von grausamen Schmerzen gepeinigt, und wartet auf den Tod.
Ebenso kann niemand garantieren, dass sogenannte »Totschlagfallen« das Tier sofort töten.
Gerät beispielsweise ein Marder in eine für ihn viel zu große Fuchsfalle, wird er schwer verletzt, aber nicht sofort getötet. Waschbären und Füchse versuchen, den Köder mit der Pfote zu nehmen und werden zu Krüppeln gemacht. Schlägt die Falle über der Pfote eines Fuches zu, kommt es nicht selten vor, dass er sich das Bein oberhalb des ihn festhaltenden Stahlbügels abbeißt um zu entkommen. In der Jägersprache heißt das: Der Fuchs »schneidet aus«.
Eine Untersuchung von 650 Füchsen - darunter etwa ein Viertel aus Fallenfängen - ergab, dass 7% der Füchse alte Beinverletzungen hatten, sie also aus Fallen entkommen sein muss-ten (vgl. Dag Frommhold: Keine Gnade für Füchse, S. 344). Aber auch Greifvögel wie Bussarde und sogar Fischadler werden Opfer von Bügelfallen und Tellereisen.
Doch damit nicht genug: Auch Zigtausende Hauskatzen und Hunde werden in diesen angeblichen Totschlagfallen gefangen und ziehen sich schwerste Verletzungen zu. Nicht auszudenken ist die große Gefahr, die Fallen für spielende Kinder darstellen!

»Pirschzeichen«

Für Rehe und Wildschweine wurden besonders grausame Patronen, so genannte Deformationsgeschosse, entwickelt: Beim Schuss wird die Bauchhöhle aufgerissen, da sich die Geschosse im Leib der Tiere vergrößern. Wenn der Schuss nicht sofort tödlich war und das Reh angst- und schmerzgepeinigt wegläuft, treten Blut und innere Organe aus. Die Tiere ziehen sich beim Flüchten selbst den Darm aus dem Leib, weil sie sich mit den Beinen darin verfangen. Das sind die »Pirschzeichen« für den Jäger; auf diese Fährte setzt er seinen Hund bei der »Nachsuche«.
Bis zum tödlichen Schuss schleppen sich die angeschossenen Tiere stunden- oder tagelang mit zerfetztem Körper, heraushängenden Eingeweiden, gebrochenen Knochen auf der Flucht vor den Jägern durch den Wald.

Treibjagden

Bei Treibjagden werden alle Tiere in Todesangst versetzt und es wird auf alles geschossen, was sich bewegt. Besonders beliebt sind Treibjagden auf Feldhasen: Mehrere Jäger und Treiber bilden einen großen Kreis und laufen dann langsam nach innen. Jeder Hase, der in diesem Bereich sitzt, schreckt natürlich irgendwann hoch und läuft nach außen - wo er mit Schrot erlegt wird. Mitunter schreien die sich im Schrothagel überschlagenden Hasen wie kleine Kinder.
Nicht selten werden aber auch die Jäger selbst Opfer bei Treibjagden - das belegen die Zeitungsschlagzeilen wie diese: »42jähriger Treiber bei Jagd tödlich verletzt«, »Jäger bei Treibjagd von Schrotladung getroffen«, »Jagd-Unglück bei Treibjagd«, »Jägerin von Schrot im Gesicht getroffen«.

Der Fuchs und das Jägerlatein

Von Dag Frommhold

Kaum ein Tier wird hierzulande so erbarmungslos verfolgt wie der Fuchs. Mehr als 500.000 dieser ebenso schönen wie intelligenten Wildtiere müssen jedes Jahr durch jägerische Flinten und Fallen ihr Leben lassen; ein Großteil davon als Welpen am elterlichen Bau.

Viele Jäger können ihren Hass dabei kaum verbergen, wenn sie von »dem Fuchs« im Kollektivsingular feindbildbezogener Termini reden - als »Niederwildschädling«, »Wilderer« und »Krankheitsüberträger« diffamiert, wird ihm in Deutschland nicht einmal eine Schonzeit zugestanden. Als Berlin 1995 wagte, wenigstens erwachsene Füchse neun Monate im Jahr unter Schutz zu stellen, kam es in den Jagdmedien zu Proteststürmen. Nein, viel lieber schreibt man Fuchsjagd-Wettbewerbe aus, fordert hohe Abschussprämien und zeichnet die erfolgreichsten Fuchskiller mit Preisen, Urkunden und Anstecknadeln aus.

Die Argumente, die die Jägerschaft zur Rechtfertigung ihrer rücksichtslosen Hatz auf Meister Reineke anführt, sind dabei vollkommen hanebüchen - und werden auch dadurch nicht glaubwürdiger, dass die großen deutschen Jagdzeitschriften sie mit gebetsmühlenhafter Regelmäßigkeit wiederholen. Auf besondere Tradition kann in diesem Zusammenhang vor allem die These zurückblicken, der Fuchs müsse als Hauptüberträger der Tollwut intensiv »bejagt« werden, um der Ausbreitung dieser Seuche Einhalt zu gebieten.

Grausame Tollwutbekämpfung

Bereits ein kurzer Rückblick auf die jahrzehntelange Geschichte gewaltsamer Tollwutbekämpfung, von Landwirtschaftsminister Ertl im Jahre 1970 mit der Anordnung des »Gastodes aller erreichbaren Füchse« initiiert, sollte dabei genügen, um selbst dem begriffsstutzigsten Fürsprecher der Fuchsjagd die Sinnlosigkeit derartiger Aktionen vor Augen zu führen. Trotz einer beispiellosen Vernichtungsschlacht war damals kein nennenswerter Einfluss auf die Tollwutausbreitung festzustellen; ebenso blieb die angestrebte Dezimierung der Füchse aus.
In der Schweizerischen Tollwutzentrale wurde schließlich konstatiert, Fuchsjagd sei kein adäquates Mittel zur Tollwutbekämpfung, da die großflächige Dezimierung dieser Tiere nicht möglich sei.
Werden Füchse nämlich nicht bejagt, so leben sie in stabilen Familiengemeinschaften von bis zu zehn Tieren zusammen, in denen nur die älteste Füchsin Kinder zur Welt bringt. Greift jedoch der Mensch mit Flinte und Falle nachhaltig in die Fuchspopulation ein, so brechen diese stabilen Strukturen durch die ständige Umschichtung der sozialen Verhältnisse auf. »Die Füchse haben kaum feste Reviere und keine feste Paarbindungen«, so der als Fuchsexperte geltende Biologe Dr. Erik Zimen. »Jede läufige Fähe findet ihren eher zufälligen Partner, der, einmal erfolgreich, gleich weiterzieht um bei der nächsten sein Glück zu versuchen.«

Hinzu kommt noch, dass bei starkem Jagddruck auch die durchschnittliche Welpenzahl pro Wurf weitaus höher ausfällt als in fuchsjagdfreien Gebieten. Während beispielsweise die hohen Vermehrungsraten bei nordamerikanischen Füchsen in den 70er Jahren auf den hohen Pelzpreis und demensprechend intensive Fuchsjagd zurückgeführt werden können, hat der geringfügig schwächere Jagddruck in Mitteleuropa zur Folge, dass sich zwar alle Füchsinnen fortpflanzen, die Wurfgröße jedoch geringer ist. In traditionell fuchsjagdfreien Gebieten wie jenem um die englische Stadt Oxford ist die Fortpflanzungsrate noch deutlich niedriger - hier bekommen nämlich wesentlich weniger Fuchsfähen überhaupt Kinder.
Infolge dieses Phänomens - von Zimen treffend als »Geburtenbeschränkung statt Massenelend« beschrieben - ist »Fuchskontrolle« also weder notwendig noch - was die meisten Reviere angeht - überhaupt möglich. Damit ist die Tollwutbekämpfung durch Fuchsjagd ad absurdum geführt - und mehr noch: Fuchsverfolgung forciert die Tollwutausbreitung sogar. Da bei starker Bejagung mehr Jungfüchse zur Welt kommen, gerade diese jedoch im Herbst auf ihrer Reviersuche lange Wanderungen zurücklegen, steigt in einer stark bejagten Fuchspopulation die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Tollwut signifikant an. Hinzu kommt, dass der durch die Jagd verursachte soziale Stress zu einer größeren Zahl aggressiver Auseinandersetzungen zwischen Füchsen führt und die Ansteckungsgefahr somit ebenfalls erhöht. Als man dagegen bei Grafenau im Bayerischen Wald die Fuchsjagd aussetzte, um die Folgen zu studieren, stieß man auf ein wenig jagdfreundliches Resultat - die tollwütigen Tiere rotteten sich binnen drei Jahren selbst aus und wurden von gesunden Eindringlingen ersetzt.

Inzwischen begegnet man übrigens nicht nur der Tollwut, sondern auch dem Fuchsbandwurm auf ebenso tierfreundliche wie erfolgreiche Weise mit Impf- beziehungsweise Entwurmungsködern, deren Auslegen gemäß jüngsten Kosten-Nutzen-Analysen auch bemerkenswerte ökonomische Vorteile gegenüber der gewaltsamen Tollwutbekämpfung besitzt. Selbst der laut Aussage von Jägern so effektive Jungfuchsabschuss am Bau wurde im Résumée einer Pilotstudie, die in den Jahren 1994 und 1995 in der Schweiz durchgeführt wurde, als Maßnahme mit »großem Aufwand, aber wenig Effekt« abgelehnt. Trotz dieser eindeutigen Beweislagen nutzen Jäger die Panikmache vor Tollwut und Fuchsbandwurm aber nach wie vor um Stimmung gegen den Fuchs zu machen.

Reineke als Jägerkonkurrent

Das andere Hauptargument der Jäger für die Fuchsjagd lässt die wahren Motive zur intensiven Bekämpfung von Meister Reineke dagegen bereits durchschimmern: Füchse sind die größten verbliebenen Jagdkonkurrenten im Revier und reißen möglicherweise auch einmal einen der Hasen oder Fasane, die der eifrige Waidmann lieber selbst getötet hätte. Gemäß Jagdverbandssprecher Spittler ist rigorose Fuchsverfolgung dementsprechend »notwendig, um eine optimale Hasen- und Fasanenstrecke zu erzielen«, und der begeisterte Trophäenjäger Heribert Kalchreuter rechnete vor, dass man beim Fehlen natürlicher Prädatoren wie Fuchs und Habicht ungleich mehr Hasen »abschöpfen« kann als unter normalen Umständen. In Anbetracht derartiger Aussagen konstatiert der bekannte Verhaltensforscher Vitus B. Dröscher ganz richtig: »Viele Jäger betrachten Reineke als Wilderer, der tunlichst zu erschießen, zu vergasen, mit Hunden zu hetzen und totzuprügeln ist.«

Allein die Tatsache, dass unzählige Füchse und Marder einen grausamen Tod sterben müssen, damit im Herbst mehr Feldhasen auf der Strecke liegen, ist abstoßend – doch damit nicht genug: Die größtenteils hausgemachte Misere vieler so genannter Niederwildarten wird von Jägern immer wieder dazu genutzt, Stimmung gegen Beutegreifer zu machen. Kurzerhand behauptet man, ohne die scharfe Bejagung der Beutegreifer würden diese Hase, Reb- und Birkhuhn ausrotten. Jagende Gutachter wie Dr. Heribert Kalchreuter, der sich in Interviews wiederholt als »Jagd-Missionar« bezeichnete, gehen dabei so weit, Kopfprämien für Füchse zu fordern - als Kompensation für sinkende Pelzpreise.

Wissenschaftler, deren Glaubwürdigkeit nicht durch den Besitz eines Jagdscheins relativiert wird, sind sich jedoch darin einig, dass es nur einen einzigen Weg gibt, um gefährdeten Tierarten zu helfen: Die Rücknahme der Gefährdungsursache selbst. Der Einfluss von Beutegreifern dagegen verändert die Populationsdichte von Hase, Reb- und Birkhuhn nicht entscheidend und ist allenfalls »in Konkurrenz zur jagdlichen Nutzung relevant«, wie die Biologen Döring und Helfrich konstatierten. In ganz Europa sind die Anteile beispielsweise von Hasenresten in Fuchslosungen verschwindend gering - selbst dort, wo Hasen noch in großer Zahl vorhanden sind -, und Untersuchungen zeigten, dass Füchse insbesondere dann beispielsweise Entenvögel reißen, wenn diese durch die Jagd angeschossen oder geschwächt sind. Die realen Gründe für den Bestandsrückgang vieler so genannter »Niederwildarten« sind also keineswegs bei deren »natürlichen Feinden« zu suchen, sondern vielmehr im anthropogenen Bereich.

Tod durch Flurbereinigung und Einheitsgrün

So fallen nach Hochrechnungen des führenden deutschen Hasenexperten Dr. Eberhard Schneider jährlich maximal 5% der Hasen Beutegreifern zum Opfer, während der Rest in variierenden Anteilen durch Landwirtschaft, Straßenverkehr, Krankheiten, Jäger und - last but not least - Hunger infolge des stickstoffgeschwängerten Einheitsgrüns unserer Landschaft zu Tode kommt. Außerdem überschätzt die Jägerschaft nach Untersuchungen des Biologen Pegel die Bestandszahlen des Feldhasen systematisch um das Zwei- bis Vierfache und schießt aus diesem Grund wesentlich mehr, als der Bestand verkraften kann.

Beim Rebhuhn werden als Gefährdungsursachen Flurbereinigung und die Anwendung toxischer Spritzmittel angeführt, wohingegen am Rückgang des Birkhuhns gemäß den Untersuchungen des Ornitho-Ökologen Prof. Reichholf auch die jagdliche Streckenmaximierung nicht unschuldig ist. Es ist nämlich gang und gäbe im Herbst eigens zu Jagdzwecken gezüchtete Fasane auszusetzen. Da diese jedoch dieselbe ökologische Nische beanspruchen wie das Birkhuhn, treten die beiden Arten in heftige Konkurrenz miteinander - weshalb nach Reichholf eine Verdrängung des Birkhuhns durch den Fasan sehr wahrscheinlich ist.

Einen stichhaltigen ökologischen Grund für die Verfolgung des Fuchses gibt es schlichtweg nicht. Vielmehr nehmen sich die krampfhaften Versuche von Jagdmedien und -funktionären, die Fuchsjagd als einen Akt ökologischer Notwendigkeit darzustellen, eher als Verschleierungstaktik aus, mit der von realen Motiven zur Fuchsjagd - Beuteneid und Jagdlust - abgelenkt werden soll.

Wirft man jedoch einen eingehenderen Blick in die prosaischen Ergüsse schreibender Jäger, die in den gängigen Jagdzeitschriften nach wie vor publiziert werden, so wird man nichtsdestoweniger rasch feststellen, worum es den Grünröcken wirklich geht. Wer das winterliche Nachstellen und Töten eines liebestollen Fuchspärchens zum unglaublich erregenden, nur mit sexuellen Handlungen zu vergleichenden Ereignis emporstilisiert, ist nach heute gültigen Maßstäben nur in psychopathologischen Kategorien angemessen zu bewerten.

Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich bei jedem in einer angeblich »sofort tötenden« Falle langsam zu Tode gequetschten, bei jedem im fahlen Mondlicht angeschossenen, bei jedem blutüberströmt vom Jagdhund aus dem vermeintlich sicheren Bau »gesprengten« - und auch bei jedem »sauber gestreckten« - Fuchs um ein fühlendes, denkendes Individuum mit einem Recht auf Leben handelt!

In Anbetracht dessen macht es Mut, dass andernorts bereits Konsequenzen aus wissenschaftlichen Erkenntnissen und moralischem Fortschritt gezogen werden. In den Niederlanden sind Füchse beispielsweise seit 2002 unter Schutz gestellt, dürfen also nicht mehr gejagt werden. In vielen Nationalparks herrscht ebenfalls ein ganzjähriges Fuchsjagdverbot und so mancher Förster fordert mittlerweile, Füchse und andere Prädatoren zu schonen - aus gutem Grund: Sie halten die Bestände ihrer Beutetiere widerstandsfähig, indem sie stets zuerst schwache und kranke Tiere reißen und auf diese Weise Seuchenherde frühzeitig eliminieren. Außerdem sind Füchse als eifrige Mäusevertilger ausgesprochene Forst»nützlinge«.


Fuchsjagd: Ökologischer Nonsens

Beutegreifer zu bejagen ist aus ökologischer Sicht so ziemlich das Unsinnigste, was die grünberockten Naturnutzer tun können; aus ethischer Sicht ist es verurteilenswert und anachronistisch.

Es wird Zeit, dass wir uns als mündige Bürger endlich gegen all diejenigen wehren, die jeden vor den Augen seiner entsetzten Eltern vom »raubzeugscharfen« Jagdhund zerfleischten Jungfuchs zum Anlass nehmen, sich als Diener an Volksgesundheit und Artenvielfalt zu fühlen.
Es ist ein gefährlicher und ethisch indiskutabler Zustand, dass die letzten größeren Beutegreifer Mitteleuropas der Willkür einer Bevölkerungsgruppe unterstellt sind, die in ihnen nichts als lästige Beutekonkurrenten sehen und ihnen demensprechend permanent nach dem Leben trachten. Die vollständige Unterschutzstellung aller einheimischen Prädatoren, allen voran die des seit Jahrzehnten beispiellos verfolgten Fuchses, ist längst überfällig.

Davon könnten auch wir Menschen profitieren: Wo Füchse ihre zweibeinigen Mitgeschöpfe nicht fürchten müssen, beispielsweise auf der nördlichen japanischen Hauptinsel Hokkaido, in Israel oder dem kanadischen Prince-Albert-Nationalpark, sind die hierzulande so scheuen Rotröcke überaus zutraulich und lassen sich problemlos über Stunden in ihrem bezaubernden Sozialverhalten beobachten.

Weitere Informationen unter www.fuechse.info

Jagd auf Haustiere

Fallenopfer Katze
Fallenopfer Katze

Etwa 300.000 Katzen und ca. 30.000 Hunde fallen deutschen Hobbyjägern jedes Jahr zum Opfer. Als Grund für Abschüsse, Fallenfang und Katzentötungen durch »raubzeugscharfe« Jagdhunde gibt der Deutsche Jagdschutzverband gern das angebliche Wildern der Tiere an.
Es ist nicht abzustreiten, dass es wirklich wildernde Hunde gibt, deren Besitzer sich allerdings grob fahrlässig verhalten. Jedes Tier hat das Recht auf ein ungestörtes Dasein, auch Wildtiere. Die wahren Gründe für die Vernichtungsfeldzüge gegen Haushunde und -katzen sind jedoch weitaus erschütternder.
Hunde und Katzen werden als »Geißeln der Wildbahn« bezeichnet, denen man »unbeirrt den Krieg erklären muss«, schreibt der vom Deutschen Jagdschutz-Verband für sein gesamtliteraisches Schaffen ausgezeichnete Jäger und Jagdautor Behnke. »Sie werden nicht bejagt, sie werden bekämpft!« Im Lehrbuch »Fallenjagd und Fallenfang« propagiert er die Verwendung von Totschlagfallen zur »Bekämpfung der Katzenplage«. Die Paranoia geht noch weiter: Unter anderem wird vorgeschlagen, jede Katze im Alter von spätestens zwei Jahren zur humanen Tötung abliefern zu lassen, um diesen unliebsamen angeblichen Beutekonkurrenten endgültig aus dem Weg zu schaffen.

Gesetzlich erlaubt ist, dass Katzen getötet werden dürfen, wenn sie sich (abhängig von den Bestimmungen des jeweiligen Bundeslandes) mehr als 200-500 Meter vom nächsten bewohnten Gebäude entfernt aufhalten. Dabei ist unerheblich, ob das Tier friedlich in der Sonne liegt und schläft oder gespannt ein Mauseloch beobachtet. Ertappt der Jäger die Katze beim »Wildern«, darf er sie sogar innerhalb dieser Schutzzone umbringen.

Für Hunde besteht entgegen der Meinung vieler Hundebesitzer keinerlei Schutzzone. Im Wald sind sie abseits von Wegen angeleint zu führen, dürfen jedoch auf diesen (und in einigen Bundesländern auch einige Meter rechts und links davon) unangeleint laufen. Sie müssen sich stets im Einwirkungsbereich des Besitzers/Führers aufhalten, d.h. in Sichtweite sein und auf Ruf oder Pfiff umgehend zu diesem zurückkehren. Wann diese Einwirkungsmöglichkeit endet, bestimmt allerdings hier einzig und allein derjenige, der das Gewehr trägt...
Was der Hunde- oder Katzenbesitzer nach dem ersten Entsetzen über den toten Hausgenossen noch so alles erlebt, glaubt niemand, der es nicht selbst miterlebt hat: In vielen Fällen wird das getötete Tier einfach vom Jäger mitgenommen, obwohl es rechtmäßig dem Eigentümer zusteht und diesem auf Verlangen auszuhändigen ist. Im ersten Schock wehrt sich kaum ein Geschädigter. Und wenn das Tier erst einmal in der Tierkörperverwertungsanstalt zu Seife gekocht wurde, ist eine ballistische Untersuchung kaum noch möglich...

Kommt es dennoch dazu, dass ein Hundebesitzer Anzeige erstattet, scheitert dies oft schon im Anfangsstadium: Der Hundebesitzer ist aufgeregt, erkundigt sich evtl. telefonisch bei der nächsten Polizeidienststelle, anstatt eine schriftliche Anzeige bei der Staatsanwaltschaft einzureichen. Der Jäger wird vorgeladen und hat dann alle Möglichkeiten, sein Tun zu rechtfertigen. So geschieht es oft, dass ein Jagdkollege angegeben wird, der den »wildernden« Hund von einem Hochsitz, aus einem Auto, hinter einem Baum versteckt mit dem Feldstecher beobachtet haben will, sich jedoch erstaunlicherweise nicht zu erkennen gegeben hat, als der Schuss fiel. Hier stehen die Aussagen gegeneinander, und es ist Ermessenssache des Richters, eine Entscheidung zu treffen.

Ein ehemaliger Jäger äußerte in einem Diskussionsforum folgende Ansicht über den jägerlichen Drang, Haustiere in ihr Beutespektrum miteinzubeziehen: »In der Regel geschieht dies aus reinem Frust, wenn man nach stundenlangem Ansitzen weder Anblick hatte noch zum Schuss kommt. Läuft dem Jäger dann auf dem Weg zu seinem Fahrzeug eine solch arme Kreatur über den Weg, dann macht man ihr ohne Bedenken „Dampf“ und kommt so nicht „mit blanken Läufen“ nach Hause.«

Fallenopfer
Fallenopfer

Jagd ist Terror gegen Tiere

Immer mehr Menschen glauben die Mär vom Jäger als Naturschützer nicht mehr. Dass das vorgegebene Interesse an der Natur nicht das ausschlaggebende Motiv für den Jäger ist, zeigt schon ein Blick in die einschlägigen Jagdzeitschriften oder die Jagdliteratur: Freude und Lust am Töten, am Beutemachen, sind Inhalte, die in praktisch jedem Jagdbericht, jeder Erzählung heute wie früher zentrale Bedeutung haben.

Mit Phrasen wie »Jagd ist angewandter Naturschutz« wird dann versucht, triebhaftes Handeln zu rationalisieren und das Töten von Tieren als etwas Notwendiges, Unverzichtbares darzustellen. Der wohl bekannteste Jagdphilosoph, Orthega Y Gasset, wird noch etwas deutlicher, wenn er in seinen »Meditationen über die Jagd« sinniert: »Blut hat eine orgiastische Kraft sondergleichen, wenn es überströmt und das herrliche Fell des Tieres mit Blut befleckt.«

Eine Schweizer Jagdzeitschrift freut sich, dass schon in der Erziehung der alten Griechen »die Jagd einen unglaublich großen Stellenwert« hatte - und zitiert unter der Überschrift »Jagd ist Vorbereitung auf den Krieg« Xenophon: »Ich ermahne deshalb die Jungen, die Jagd nicht zu vernachlässigen, denn dadurch werden sie tüchtig wie für den Krieg« (Jagd & Natur 11/01)
Das Durchschnittsalter deutscher Jäger liegt bei weit über 50 Jahren. Bei Soldaten und Polizisten gibt es Altersgrenzen für den Umgang mit Waffen. Nur die Jäger dürfen bis ins Greisenalter hinein Waffen tragen und damit rumballern! Jährlich werden den Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften rund 800 Jagdunfälle gemeldet - die Dunkelziffer liegt deutlich höher. Doch nicht nur die Jäger selbst zählen zu den Opfern, auch Spaziergänger, Jogger, Reiter.

Ein erschreckendes Bild zeichnen auch Beiträge der Waidmänner in Jäger-Diskussionsforen im Internet. Da ist in der Auseinandersetzung mit Jagdgegnern schon mal die Rede von Abschreckung »wenn erstmal Fotos von Jagdgegnern in der Bildzeitung veröffentlicht werden, auf denen Jagdgegner stranguliert an einer Hochsitzleiter hängen...« oder von dem lockersitzenden Colt: »Wo ich aber keinen Spaß mehr verstehe, ist dann, wenn ich angegriffen werde. Das ist dann Notwehr und keine Selbstjustiz.« Dafür habe man ja »eine Kurzwaffe am Mann«.

Im Jägerforum suchen auch Jungjäger Rat bei den erfahrenen Waidmännern: »Was macht man gegen das Jagdfieber? ...Ich hab so dermaßen gezittert, aber nicht vor Kälte! ...Was macht man gegen dieses verdammte Zittern?« Die Antwort lässt nicht auf sich warten: »Gegen Jagdfieber hilft am besten sich einzureden: Ich bin ruhig und ich werde treffen. Und ich habe immer noch reichlich Jagdfieber, habe mich mittlerweile aber unter Kontrolle, dass die Zitterei meistens erst nach dem Schuss losgeht. ... Sollte ich eines Tages überhaupt kein Jagdfieber mehr haben, hör ich auf mit der Jagd.«

Jagdphilosoph Orthega Y Gasset kommt zu dem Schluss: "Fernab davon, eine von der Vernunft gelenkte Verfolgung zu sein, kann man vielmehr sagen, dass die größte Gefahr für das Fortbestehen der Jagd die Vernunft ist."

"Blut hat eine orgiastische Kraft sondergleichen, wenn es überströmt und das herrliche Fell des Tieres befleckt."

Orthega Y Gasset
"So wird denn wohl schwerlich etwas ausfindig zu machen sein, was nur im Kriege und nicht auf der Jagd vorkommen sollte."

Xenophon

Schluss mit Hubertusmessen!

Die Legende Hubertus und dem kreuztragenden Hirsch ist aus der Dichtung und der bildenden Kunst bekannt. Gemäß der überlieferten Legende wurde Hubertus um 655 als Sohn eines Edelmannes geboren und starb im Jahre 728. Anfangs führte er ein vergnügungssüchtiges Leben und war ein leidenschaftlicher Jäger. Als er eines Tages bei der Jagd einen Hirsch aufgespürt hatte und ihn verfolgte, um ihn zu töten, stellte sich dieser ihm plötzlich entgegen. In seinem Geweih erstrahlte ein Kreuz und in der Gestalt des Hirsches sprach Christus zu ihm: »Hubertus, warum jagst du mich?«
Hubertus stieg vom Pferd und kniete vor dem Hirsch nieder. Von diesem Moment an beendete Hubertus das Jagen und führte fortan ein einfaches Leben.

Soweit die Legende. Nach seinem Erlebnis mit dem Hirsch hörte Hubertus also mit der Jagd auf und wurde ein ernster Christ. Denn wahres Christentum und Jagd passen einfach nicht zusammen. Bei seiner Begegnung mit dem Hirsch wurde er nämlich vor die Wahl gestellt, entweder tötet er das Tier - dann tötet er auch Christus - oder er tut dieses nicht und bekennt sich zu Christus. Oder mit den Worten aus Matthäus 25,40 gesprochen: »Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan«.

Die ersten Christen hielten das Jagen für unvereinbar mit dem christlichen Glauben, und auch die bekannte »Kirchenordnung des Hippolyt« hat dies noch übernommen. Jägern wurde die Taufe verweigert und sie wurden aus der christlichen Gemeinschaft ausgeschlossen. (Vgl. Dag Frommhold, Jägerlatein, S. 153)

Schließlich lautet das 5. Gebot: »Du sollst nicht töten«. Jede Jagd ist aber mit dem Töten verbunden.

Trotz alledem finden aber alljährlich am 3. November, dem Hubertustag, die so genannten Hubertusjagden sowie Hubertusmessen in Kirchen statt. Anstatt den heiligen Hubertus zum Schutzpatron der Tiere zu machen, ernannte die Kirche ihn zum Patron der Jäger. Alle Jäger sollten sich aber den heiligen Hubertus zum Vorbild nehmen und aufhören zu jagen.

Der Sinn der Hubertuslegende ist doch wohl dieser, dass der Mensch in Einklang und Frieden mit der Natur und den Tieren leben soll. Er soll nicht der Jäger, sondern der Beschützer und der Freund der Tiere sein. Wie heißt es doch so schön bei Markus 16,15: »Gehet hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen.« Hiermit ist sicherlich nicht das Jagen gemeint.

Unheilige Allianz von Kirche und Jagd

Kirche und Jagd - das war schon immer eine unheilige Allianz. Bis heute halten sowohl katholische als auch evangelische Kirchen alljährlich Hubertusmessen ab und segnen die Waidmänner, ihre Waffen und die »Strecke« der getöteten Tiere. Und dies, obwohl der heilige Hubertus der Legende nach der Jagd entsagte, als er im Geweih eines Hirsches ein strahlendes Kreuz erblickte und die Stimme von Christus hörte: »Hubertus, warum jagst du mich?« Wann folgen Jäger und Pfarrer Hubertus nach?

Kirche und Tiere - ein ebenso unseliges Kapitel. Dass die Tiere in unserer Gesellschaft millionenfach so unsagbar leiden müssen, ist nicht zuletzt auf die gefühllose Haltung der beiden großen Kirchen gegenüber den Tieren zurückzuführen. Jahrhundertelang und bis heute sprechen beide Kirchen den Tieren die Seele ab - und auch die Gefühle. Selbst Tierschützer innerhalb der Kirchen »werden von Kirchenkreisen häufig als überspannte, neurotische Spinner abgetan«, schreibt der Theologe und Tierschützer Guido Knörzer (Guido Knörzer: Töten und Fressen? Kösel-Verlag, 2001, S. 32). Wann gab es jemals ein offizielles kirchliches Wort gegen Massentierhaltung und Tiertransporte? Wann haben sich die großen Kirchen jemals gegen Tierversuche ausgesprochen?

Die Kirche ist seit Jahrhunderten gegen die Tiere - und dies, obwohl Jesus und die ersten Christen Vegetarier waren. Dies wusste übrigens auch noch Kirchenvater Hieronymus, welcher bekanntlich die Bibel zusammenstellte: »Der Genuss des Tierfleisches war bis zur Sintflut unbekannt... Jesus Christus, welcher erschien, als die Zeit erfüllt war, hat das Ende wieder mit dem Anfang verknüpft, so dass es uns jetzt nicht mehr erlaubt ist, Tierfleisch zu essen.« (Adversus Jovianianum I, 30)

Prof. Dr. theol. Dr. h.c. Erich Grässer, em. Ordinarius für Neues Testament an der Universiät Bonn: »Was ist mit Kirche und Tierschutz? Ich muss an dieser Stelle deutlich werden: Wenn einst die Geschichte unserer Kirche geschrieben wird, dann wird das Thema "Kirche und Tierschutz" im 20. Jahrhundert dann ein ebenso schwarzes Kapitel darstellen wie das Thema "Kirche und Hexenverbrennung" im Mittelalter.«

Die evangelische Theologin Christa Blanke, ehemals aktiv bei AKUT, zum Thema Hubertusmessen (in: DER SPIEGEL 44/2001): »Die Geschichte einer Umkehr wird von beiden Konfessionen verfälscht und missbraucht«, beklagt Christa Blanke, langjährige Pfarrerin in Glauberg bei Offenbach. Hubertus sei eher zum Patron des Wildes als der Jäger berufen. Obwohl tief als Protestantin verwurzelt, ist die 53jährige Theologin - ein bisher einmaliger Fall - im vergangenen Jahr aus der Kirche ausgetreten: »Die segnet diejenigen, die Tiere töten. Diejenigen, hingegen, die Tiere schützen, werden beargwöhnt.«

Kein Wunder, dass immer mehr Tierschützer (und nicht nur diese) aus der Kirche austreten.

Die Ethik der Tiere

»Füchse sind mustergültige Eltern und treue Ehegatten«

Günther Schumann berichtet in den Büchern »Mein Jahr mit den Füchsen« und »Leben unter Füchsen« seine jahrelangen Beobachtungen einer Fuchsfamilie und ihres Anhangs - und brachte bemerkenswerte und erstaunliche Einblicke in das Familienleben und das Verhalten der Rotfüchse ins Licht der Öffentlichkeit. Das entsprechende Vertrauen aufzubauen gelang anfangs über die Darreichung kleiner Leckerbissen und insbesondere durch stetige, ausdauernde und einfühlsame Kontaktaufnahme. »Dadurch wurden Beziehungen zwischen Mensch und Wildtieren möglich, die - besonders beim Fuchs - bisher in freier Wildbahn kaum vorstellbar waren.« (Günther Schumann, Leben unter Füchsen)

Schumann schreibt, dass natürlich viele glückliche Umstände zusammentreffen mussten, um solch dauerhafte und durchaus freundschaftliche Verbindung zu einer so überaus scheuen Tierart zu bekommen: »Einer Tierart, die, wie der Fuchs, durch jahrhundertelange Verfolgung äußerst vorsichtig und misstrauisch geworden ist und sich dank ihrer Intelligenz, Lern- und Anpassungsfähigkeit immer wieder behaupten konnte.« Ohne das uneingeschränkte Vertrauen dieser freilebenden Füchse ihm gegenüber wäre ein Beobachten und Studieren aus allernächster Nähe unmöglich gewesen. »In das intime Familienleben von Wildtieren Einblick zu erhalten, ohne als störend oder gar gefährlich angesehen zu werden, erfüllt mit großer Freude und ist überaus beglückend.« Öfter, wenn Günther Schumann seine vierbeinigen Freunde besuchte und sich dort auf irgendeinem Baumstamm niederließ, setzten oder legten sich die Füchse in seine unmittelbare Nähe oder auch einige Schritte entfernt, um sich ausgiebig zu putzen, zu ruhen oder auch zu schlafen.

Die Füchsin Feline zeigt sich im Umgang mit dem Tierfreund so vertraut, dass sie ihn eines Tages zu dem Wurzelstock führt, in dem sie ihre Welpen untergebracht hat. »Unverhofft erschien in dieser Öffnung ein winziges, graubraunes Füchslein mit noch blauen Augen, schaute einen Augenblick scheinbar erstaunt auf meine Stiefel und verschwand flugs wieder im Bau.« (A.a.O., S. 58)

»Es bereitete viel Freude, den Kleinen beim täglichen Spiel, bei Balgerei und Jagerei zuzuschauen. Sie hatten zwichendurch auch ein großes Ruhebedürfnis und legten sich, meist einzeln, in der Nachbarschaft ihres Unterschlupfes schlafen. Hierzu suchten sie überwiegend gedeckt liegende freie Plätzchen auf, wo sie nach Möglichkeit die wärmenden Sonnenstrahlen nutzen konnten.« (A.a.O, S 26).

Nach wenigen Wochen wurden die Jungfüchse so zutraulich, dass sie aus der Hand des Tierfreundes Nahrungsbröckchen entgegennahmen. Seine Begegnungen mit der Fuchsfamilie hielt Schumann immer wieder in zahlreichen Fotos sowie in Filmaufnahmen fest. Dabei interessierten sich seine jungen Freunde sehr für seine Ausrüstung - und nicht selten konnte die Kamera nur in letzter Sekunde vor genauen Untersuchungen durch die spielenden Fuchskinder gerettet werden.
Ausgiebig konnte Schumann die Fellpflege der Fuchsmütter an ihrem Nachwuchs beobachten. »Es war sehr belustigend anzusehen, wenn sich die Welpen direkt vor ihrer Mutter aufstellten und mit drängelndem Körperkontakt ihr den Rücken, das Hinterteil oder den Kopf zur Körperpflege darboten. (...) Durchkämmte Molli das Fell eines ihrer Kinder mit den Zähnen, so hielt dasjenige, dem diese Pflege gerade zuteil wurde, oft den Kopf schief und die Augen genüsslich geschlossen. Das wirkte erheiternd menschlich.« (A.a.O., S. 35/36)

Einmal beobachtete der Tierfreund, wie eine Fuchsmutter ihrer erwachsenen Tochter vom Vorjahr das Fell pflegte, ohne von ihr aufgefordert worden zu sein: »Ein bemerkenswertes Sozialverhalten auch unter ausgewachsenen Füchsen.« (A.a.O., S. 41).

Füchse sind überaus soziale Tiere, die im Normalfall in Gruppen oder Einehe zusammen leben, die - sofern der Mensch Fuchs und Füchsin am Leben lässt - mustergültige Eltern und treue Ehegatten sind. »Wann immer dies möglich ist, ziehen beide Elternteile ihren Nachwuchs gemeinsam groß, und der sich eingehend mit Reineckes Verhalten beschäftigende Verhaltensbiologe Günter Tembrock konnte in einem Gehege mit zwölf Weibchen staunend beobachten, dass ein Rüde nur „seine“ Füchsin annahm.« (Dag Frommhold, Jägerlatein, S. 23/24)

"Hege" - ein Relikt aus der Nazi-Zeit

Bei der von der Bundesrepublik Deutschland stets hervorgehobenen „Hege“, die weltweit einzigartig sein soll, handelt es sich um ein längst überkommenes Relikt aus der Nazi-Zeit, das mit den neuesten wildbiologischen Forschungsergebnissen nicht ansatzweise in Einklang zu bringen ist. Denn das Bundesjagdgesetz geht in seinen Grundzügen noch heute auf das Reichjagdgesetz von 1934 zurück – erlassen von Hermann Göring, Hitlers Reichsjägermeister. In den westlichen Ländern der Bundesrepublik traten zwischen 1949 und 1950 Landesjagdgesetze in Kraft, die in ihren Grundzügen wesentlich dem Reichsjagdgesetz der Nationalsozialisten entsprachen; das jagdliche Brauchtum und die Trophäenorientierung wurde nicht einmal ansatzweise verändert. (Vgl.: Klaus Maylein, "Jagd und Jäger in der modernen Gesellschaft - Ambivalenz und Notwendigkeit?")

In deutschen Wäldern und Fluren gelten also nicht moderne Maßstäbe von Natur- und Tierschutz, sondern Jagdtraditionen aus der braunen Zeit von Reichsjägermeister Göring; und diese haben im 21. Jahrhundert nun wirklich nichts mehr verloren. Weitreichende Zerstörungen von Lebensräumen, weltweites Artensterben sowie ein gewachsenes Bewusstsein in der Bevölkerung für Tier- und Naturschutz fordern andere Gesetze als noch vor 60 oder gar 70 Jahren.

pdf-download: Hege ist Selektionsmord [202 KB]

Bei der "Hege",
Bei der "Hege", die im Bundesjagdgesetz steht und von Jägern als weltweit einzigartig hervorgehoben wird, handelt es sich um ein längst überkommenes Relikt aus der Nazi-Zeit, das mit den neuesten wildbiologischen Forschungsergebnissen nicht ansatzweise in Einklang zu bringen ist. Denn das Bundesjagdgesetz geht in seinen Grundzügen noch heute auf das Reichjagdgesetz von 1934 zurück – erlassen von Hermann Göring, Hitlers Reichsjägermeister.

Waldverjüngung durch Hirsche

Dr. Hans Hertel von „Natural Science“ weist zum Thema Wildverbiss auf zwei interessante Studien der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, Birmensdorf hin, die beide im Nationalpark Schweiz durchgeführt wurden. Das Ergebnis: Hirsche tragen zur Verjüngung des Waldes und zur Artenvielfalt bei. Auf Wildwechseln wachsen nämlich um ein Vielfaches mehr Baum-Keimlinge.

Studie 1: Artenvielfalt nimmt zu
Die erste Studie betrifft `Huftiere und Vegetation im Schweizerischen Nationalpark von 1917 bis 1997 bzw. Einfluss des Wildes auf die botanische Vielfalt der subalpinen Weiden.´ Sie kommt zu folgendem Ergebnis:
Obwohl seit Anfang des Jahrhunderts eine starke Zunahme der Hirschpopulation festzustellen ist, würde heute die Futtermenge im Nationalpark theoretisch sogar für das Fünf- bis Zehnfache des heutigen Wildbestands ausreichen. Auf durch das Wild intensiv genutzten Dauerkurzweiden haben die Pflanzenarten in den beobachteten 50 bis 80 Jahren stark zugenommen. Dagegen hat auf Weiden, die extensiv beäst wurden, die Artenvielfalt abgenommen. Trotz steigender Rothirschdichte durch das Jagdverbot wuchs die frühere, einzig von Hirschen und Murmeltieren geschaffene Schadensfläche zwischen 1955 und 1975 wieder vollständig zu.“

Studie 2: Dreißigmal mehr Baumkeimlinge auf Wildwechseln
Die zweite Studie über die `Bedeutung von Huftieren für den Lebensraum des Nationalparks bzw. zum Nahrungsangebot und zur Waldverjüngung´ zeigt, dass trotz angewachsener Hirschpopulation die Anzahl der Bäume pro 100m⊃2; und der dem Verbiss entwachsenen über 150 cm hohen Bäume stark zugenommen hat. Auf den aktuell benutzten Wildwechseln wurden pro Quadratmeter ca. achtmal mehr Keimlinge gefunden als auf verlassenen Wechseln, und rund dreißigmal mehr als außerhalb von Wildwechseln. Die Verjüngung und die Ausbreitung des Waldes scheinen also durch die heutige Hirschdichte eher gefördert als behindert zu werden. Dies bestätigen auch Vergleiche mit alten Luftbildern und Langzeituntersuchungen auf Dauerbeobachtungsflächen. Diese zeigen, dass der Wald trotz der relativ hohen Hirschdichte während der letzten Jahrzehnte an verschiedenen Stellen sogar erfolgreich auf die ehemaligen Weiden hinaus vorgedrungen ist.“
(Quelle: Dr. Hans Hertel, Über Sinn und Unsinn des Jagens. In: The Journal of Natural Science 5/2000)

Mehr Jagd führt zur Vermehrung der Wildschweine

Seit Jahren ist in allen Zeitungen von einer „Wildschweinschwemme“, gar von einer „Wildschwein-Plage“ zu lesen. Doch obwohl in Deutschland so viele Wildschweine geschossen werden, wie noch nie seit Beginn Aufzeichnungen in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, steigt die Anzahl der Wildschweine weiter.

Ist die Lösung des „Wildschweinproblems“, noch mehr Tiere zu schießen? Oder ist gerade die intensive Jagd auf Wildschweine das Problem? Denn so paradox es klingen mag: Je mehr Jagd auf Wildschweine gemacht wird, um so stärker vermehren sie sich. Auf diesen Zusammenhang weisen immer mehr Wissenschaftler hin. Und zu diesem Ergebnis kommt auch eine aktuell publizierte französische Langzeitstudie: Starke Bejagung führt zu einer deutlich höheren Fortpflanzung und stimuliert die Fruchtbarkeit bei Wildschweinen.

Die Wissenschaftler um Sabrina Servanty verglichen in einem Zeitraum von 22 Jahren die Vermehrung von Wildschweinen in einem Waldgebiet im Departement Haute Marne, in dem sehr intensiv gejagt wird, mit einem wenig bejagten Gebiet in den Pyrenäen. Das Ergebnis wurde nun im renommierten „Journal of Animal Ecology“ veröffentlicht: Wenn hoher Jagddruck herrscht, ist die Fruchtbarkeit bei Wildschweinen wesentlich höher als in Gebieten, in denen kaum gejagt wird. Weiterhin tritt bei intensiver Bejagung die Geschlechtsreife deutlich früher – vor Ende des ersten Lebensjahres – ein, so dass bereits Frischlingsbachen trächtig werden. Auch das Durchschnittsgewicht der erstmalig fruchtbaren Wildschweine ist bei hohem Jagddruck geringer. In Gebieten, in denen wenig Jäger unterwegs sind, ist die Vermehrung der Wildschweine deutlich geringer, die Geschlechtsreife bei den Bachen tritt später und erst bei einem höheren Durchschnittsgewicht ein. (vgl. Servanty et alii, Journal of Animal Ecology, 2009) Mit dieser Studie ist bewiesen, dass die starke Vermehrung bei Wildschweinen nicht auf nur vom Futterangebot abhängt, sondern auch von der intensiven Bejagung.

Norbert Happ, der bekannteste deutsche Wildschweinkenner – selber Jäger – prangert an: „Die Nachwuchsschwemme ist hausgemacht“. Für die explosionsartige Vermehrung der Wildschweine seien die Jäger selbst verantwortlich: „Ungeordnete Sozialverhältnisse im Schwarzwildbestand mit unkoordiniertem Frischen und Rauschen und unkontrollierbarer Kindervermehrung sind ausschließlich der Jagdausübung anzulasten“, so Happ
Auch Wildmeister Gerold Wandel weist auf das Jagd-Problem hin: „Jetzt werden die Sauen wirklich wehrhaft! Sie wehren sich mit einer unglaublichen Zuwachsdynamik gegen den falschen, asozialen Abschuss in den Altersklassen.“ (Jagdzeitung PIRSCH 1/2004)

Durch die Jagd vermehren sich Wildtiere stärker als unter natürlichen Umständen, meint auch Prof. Dr. Josef H. Reichholf, der die Abteilung Wirbeltiere der Zoologischen Staatssammlung München leitet. Würden in einem Gebiet durch die Jagd, die ja vor allem im Herbst und Winter statt findet, viele Tiere getötet, hätten die Verbliebenen ein besseres Futterangebot. „Tiere, die gestärkt überleben, pflanzen sich im Frühjahr zeitiger und zahlenmäßig stärker fort“, sagt Reichholf. (Süddeutsche Zeitung, 28.01.2009)

Innere Regulierung des Populationswachstums

Ein Reh auf »Terra Nova«
Ein Reh auf »Terra Nova«

Wenn die Jäger ihr blutiges Hobby in der Öffentlichkeit rechtfertigen möchten, malen sie Schreckensszenarien von Waldschäden durch „Wildverbiss“.

Seltsamerweise tauchen Rehe und Hirsche im Waldschadenbericht der Bundesregierung überhaupt nicht auf - als Ursache für Waldschäden werden statt dessen die Luftverschmutzung und saure Böden durch die hohen Nitratwerte, verursacht von der industriellen Landwirtschaft und Massentierhaltung (Ammoniak-Emissionen) genannt.
Immer mehr Wildbiologen gelangen zu der wissenschaftlich untermauerten Ansicht, dass die Tiere ihre Populationsdichte am besten selbst regeln und Überpopulationen vor allem dadurch entstehen, weil bestimmte Tierarten von den Jägern aus augenfälligen Gründen besonders gefördert werden. Bei diesen förderungswürdigen Trophäen handelt es sich vor allem um Schalenwild, dem wiederum das größte Schadenspotential für Wald und Feld nachgesagt wird.

Die Auffassung, dass sich die richtige Wilddichte ganz von selbst einstellt, vertritt beispielsweise Prof. Dr. Josef Reichholf: „Die richtige Wilddichte könnte sich ganz von selbst einstellen, wenn die Tiere, wie z.B. das Reh, nicht durch Bejagung und Wildfütterung in den Wald hineingedrängt würden.“ (Süddeutsche Zeitung, 28.01.2009)

Feldstudien von Ökologen ergaben, dass die Tiere über einen inneren Mechanismus zur Regulierung des Populationswachstums verfügen: Die Regulation der Wildtierbestände erfolgt nicht durch die Jagd. Droht Überbevölkerung, wird die Geburtenrate gesenkt. Auch dort, wo in Europa die Jagd verboten wurde, wie z.B. in den ausgedehnten italienischen Nationalparks, im Schweizer Nationalpark oder auf der griechischen Insel Tilos, konnten bislang keine übermäßigen Wildtierbestände festgestellt werden. In fast allen anderen Ländern der Welt ist die Jagd in Naturschutzgebieten verboten, ohne dass dort bislang das natürliche Gleichgewicht aus den Fugen geraten wäre.

Ragnar Kinzelbach, Zoologe an der Universität Rostock, ist überzeugt: „Die Jagd ist überflüssig. Wenn man sie einstellt, regulieren sich die Bestände von allein.“ (Süddeutsche Zeitung, 28.01.2009)

Gleichgewicht in der Natur ohne Jagd

Reh im Nationalpark Gran Paradiso
Reh im Nationalpark Gran Paradiso Bild: Dario de Siena

Italienische Nationalparks: Natur ohne Jagd

Interview mit Bruno Bassano, Nationalpark Gran Paradiso


In den weiträumigen italienischen Nationalparks wird seit Jahrzehnten nicht mehr gejagt. Gran Paradiso ist der bekannteste und zugleich der größte italienische Nationalpark. Seit 1922 ist in dem 72.000 Hektar großen Gebiet die Jagd abgeschafft. Wir sprachen mit dem Tierarzt Bruno Bassano, der für die gesundheitlichen Belange der Tiere im Nationalpark Gran Paradiso verantwortlich ist.

Welche Tiere leben im Nationalpark Gran Paradiso?

Bassano: In unseren Bergen leben verschiedene Huftiere, insbesondere der Steinbock, der unser Symbol ist, und natürlich auch viele Gemsen. Zur Zeit sehen wir auch wieder Rehe und Hirsche, aber in kleiner Anzahl und nur in Teilbereichen. Die Wildschweine leben nur in niedrigeren Lagen, etwa bis 2000 m Höhe. Dann haben wir verschiedene Hasenarten. Unter den Fleischfressern finden wir natürlich Füchse und verschiedene Arten von Mardern. In jüngster Zeit sind auch wieder Luchse und Wölfe gesehen worden. Heimisch ist in Gran Paradiso auch der Goldadler - und immer öfter werden auch Bartgeier gesehen, welche im ganzen Alpengebiet wieder eingeführt werden. Und natürlich leben hier überall Murmeltiere.

In Deutschland wird auch in Nationalparks gejagt. Wird bei Ihnen im Nationalpark Gran Paradiso gejagt?

Bassano: Nein, seit Gründung des Nationalparks im Jahre 1922 gibt es keine Jagd mehr.

Entstanden daraus Schwierigkeiten? Denn hier bei uns in Deutschland sagt man, wenn es keine Jagd gibt, würden die Tiere überhand nehmen.

Bassano: Wir haben nie Schaden gehabt und mussten nie die Population der Tiere irgendwie verringern. Selbst als die Population der Steinböcke auf 6000 Tiere anstieg, haben wir keine Probleme mit Schäden gehabt.

Ein Hauptargument der Jäger in Deutschland ist, dass die Rehe die jungen Bäume im Wald anfressen. Wenn man in ganz Italien oder in ganz Deutschland die Jagd abschaffen würde, meinen Sie, dass der Verbiss ein Problem wäre?

Bassano: In bestimmten Gegenden, in denen z.B. die Anzahl der Hirsche groß ist, könnte es natürlich einige Schwierigkeiten für die Aufforstung oder für die Erneuerung der Pflanzen bringen. Hier sind Umzäunungen der neuen Aufforstungen sicher angebracht. Es ist klar, dass man bestimmte Grenzen erreicht, wenn der Eingriff der Tiere auf die Pflanzen zu groß ist. Aber ich muss hier daran erinnern, dass diese Probleme von den Jägern hausgemacht sind. Und natürlich passt sich die Pflanzenwelt dem Tierbestand an und umgekehrt. Es kommt darauf an, was man mit dem Wald vorhat.

Wenn man bei uns in Deuschland aufforstet, werden oft 20.000 Bäume gepflanzt, obwohl letztendlich nur Platz für 2000 oder 3000 ausgewachsene Bäume ist. Der größte Teil wird also ausgeschlagen. Davon schaden die Tiere doch nicht einmal einem Bruchteil...

Bassano: Genau, das meinte ich, als ich sagte, es kommt darauf an, was man mit dem Wald vorhat. Wenn der Wald aus rein wirtschaftlichen Gründen gepflanzt wird - so, wie es die Förster sehen, welche den Wald als Produktion von Holz ansehen - dann ist es klar, dass ein Huftier wie der Hirsch Probleme verursachen kann. Wenn man aber den Wald aus ökologischer Sicht betrachtet, dann muss dieses Problem nicht existieren; dann werden Tier und Pflanze ein Gleichgewicht finden.
Es ist aber klar: Immer wenn der Mensch eingreift und – so, wie es in manchen Gebieten in der Schweiz passiert ist – in den Lawinenschluchten Nadelbäume pflanzt, die für dieses Gebiet nicht üblich sind, dann ist es möglich, dass die Steinböcke diesen Pflanzen Einhalt gebieten. Aber die Pflanzen wuchsen ursprünglich nicht dort.

Immer mehr Ökologen kommen zu dem Ergebnis, dass sich Tierpopulationen selbst regulieren würden, wenn man sie nur ließe.

Bassano: Das beobachten wir auch in Gran Paradiso. Insbesondere im Winter sterben etliche Tiere. Wenn der Schnee schmilzt, kommen die Füchse und fressen das Aas.

In Deutschland sagt man, dass es notwendig sei, die Füchse zu jagen, weil sonst die Hasen aussterben würden. - Sind im Nationalpark die Hasen schon ausgestorben?

Bassano: (lacht) Nein, nein, wir haben sehr viele Hasen, eine große Population von verschiedenen Hasenarten und Wildkaninchen.

In Deutschland ist ein weiteres Argument für die Jagd auf Füchse die angebliche Gefahr durch Tollwut und den Fuchsbandwurm.

Bassano: Bei den Tollwut-Epidemien in den 70er Jahren kam man zu dem Ergebnis, dass es falsch war, die Füchse zur Bekämpfung der Tollwut zu jagen. Durch die Jagd auf Füchse muss-ten die Füchse ihre Reviere verlassen, was zur Ausbreitung der Krankheit führte. Deswegen ist man in Italien inzwischen zur Impfung übergegangen. Im Nationalpark vertreten wir bezüglich der Gesundheit der Tiere den Standpunkt, dass wir den natürlichen Lauf der Dinge lassen - damit sich ein Gleichgewicht innerhalb der Population der Füchse einstellen kann.

Glauben Sie, dass die Jagd aus ökologischen Gründen notwendig ist?

Bassano: Ganz klar: Nein! Derzeit ist in Italien im Großteil des Landes die Jagd erlaubt. Unter ökologischen Gesichtpunkten ist es daher sehr wichtig, dass die Anwesenheit des Menschen als Jäger wenigstens in den Parkgebieten ausgeschlossen wird, um die natürliche Evolution mancher Tierarten ohne Eingriff durch den Menschen zu messen. In den anderen Gebieten, für die bislang keine Schutzregelung gilt, wird die Abschaffung der Jagd eine politische Entscheidung sein.

Wenn einer an eine alte oder ursprüngliche Tradition des Menschen als Jäger anknüpfen will – dann ist es klar, dass Elemente ins Spiel gebracht werden, die mit der Ökologie nichts zu tun haben. Das Ziel der Jäger ist, die Zahl ihrer Opfer konstant hoch zu halten. Die Umwelt würde sich selbst optimal erhalten mit einem inneren Regelungsmechanismus, ohne dass der Mensch schießt. Ich sehe für die Jagd wirklich keine andere Funktion, als dass es ein Vergnügen ist.

Auch in Deutschland mehren sich die Stimmen, dass sich Tierpopulationen von selbst regulieren würden, wenn man sie nur ließe. Können Sie sich nach Ihren Erfahrungen im Nationalpark vorstellen, dass man auch in Deutschland ohne Jagd auskäme?

Bassano: Ja, auf jeden Fall! Die Jagd dient nur den Jägern.

Steinbock im Gran Paradiso
Steinbock im Gran Paradiso Bild: Dario de Siena

Zwangsbejagung ade!

Unfassbar:
Unfassbar: Nach geltendem Recht dürfen Jäger auf Ihrem Grund und Boden Tiere abknallen - sogar Ihre eigene Katze

Müssen Tierfreunde dulden, dass Jäger auf ihrem Grundstück Tiere schießen?

Stellen Sie sich vor, Sie bewohnen ein Haus am Waldrand und besitzen eine Katze, die hin und wieder auf Ihrem benachbarten Waldgrundstück Mäuse jagt. Sie sind gegen die Tötung von Tieren auf Ihrem eigenen Grund und Boden eingestellt - und dennoch passiert das aus moralischer, ethischer und rechtlicher Sicht Unfassbare: Sie müssen auf Ihrem eigenen Grundstück die Tötung Ihrer geliebten Katze durch einen oder mehrere Jäger dulden.

Die Jäger dürfen auf Ihrem Grundstück Fallen aufstellen und Schießtürme errichten. Sie dürfen jagende Freunde einladen, die eine »fröhliche« Gesellschaftsjagd veranstalten und vor Ihren Augen Rehe, Hasen oder Vögel abknallen - wohlgemerkt: auf Ihrem Grundstück. Dabei dürfen die Jäger den Boden Ihres Grundstücks mit Blei kontaminieren, ohne die Altlasten hinterher wieder nach dem Verursacher­prinzip beseitigen zu müssen. »Ist dies überhaupt zulässig?«, fragt empört der Tierfreund.

Europäischer Gerichtshof: Zwangsbejagung verstößt gegen Menschenrechte

All dies müssen Sie nicht mehr länger dulden: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat am 26.06.2012 entschieden, dass die Zwangsmitgliedschaft in einer Jagdgenossenschaft gegen die Menschenrechte verstößt, sofern der Grundeigentümer die Jagd aus ethischen Gründen ablehnt. Es ist nicht mit dem in der Menschenrechtskonvention garantierten Schutz des Eigentums zu vereinbaren, wenn Grundstückseigentümer zwangsweise Mitglied in einer Jagdgenossenschaft sind und damit die Jagd auf ihrem Grund und Boden gegen ihren Willen dulden müssen. Aufgrund dieses Urteils wurde die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, ihre Jagdgesetzgebung entsprechend zu ändern.

Der Gerichtshof befand insbesondere, dass diese Verpflichtung Grundstückseigentümern in Deutschland, die die Jagd ablehnen, eine unverhältnismäßige Belastung auferlegt. Damit folgte der Gerichtshof seinen Schlussfolgerungen in zwei früheren Urteilen, die das Jagdrecht in Frankreich und Luxemburg betrafen:

1999 stellte die Große Kammer des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte im Falle französischer Kläger mit 16:1 Richterstimmen fest, dass es gegen die Menschenrechte verstößt, wenn Grundstückseigentümer dazu verpflichtet werden, einer Jagdgenossenschaft zwangsweise beizutreten und die Jagd auf ihren Grundstücken zu dulden, obwohl die Jagd ihrer eigenen Überzeugung widerspricht.

Im Jahr 2007 entschied die Kleine Kammer des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte im Falle einer luxemburgischen Klägerin einstimmig mit 7:0 Richterstimmen erneut, dass es Eigentümern kleinerer Grundstücke in einer demokratischen Gesellschaft nicht zugemutet werden kann, die Hobbyjagd auf ihren Grundstücken gegen ihren Willen auszuüben.

Austritt jetzt möglich!

Am 06.12.2013 ist das »Gesetz zur Änderung jagdrechtlicher Vorschriften« in Kraft getreten. Sie können jetzt bei der unteren Jagdbehörde einen Antrag stellen, dass Ihr Grundstück jagdrechtlich befriedet wird. Da von Politikern zugegeben wurde, dass die neuen Regelungen den Grundeigentümern den Austritt aus der Jagdgenossenschaft möglichst schwer machen sollen, sind dabei einige wichtige Punkte zu beachten.

Gewissensprüfung durch Jagdbehörde

Sie müssen zunächst glaubhaft machen, dass Sie die Jagd aus ethischen Gründen ablehnen. Hierbei wäre es von Vorteil, wenn Sie auch objektive Umstände schildern, die zu dieser Gewissensentscheidung geführt haben (Ablehnung der Jagd, Bedrohung durch Jäger, Ablehnung der Tötung von Tieren, Vegetarismus etc.).

Zeitpunkt der Befriedung Ihres Grundstückes

Das neue Gesetz sieht vor, dass grundsätzlich solange mit der Befriedung Ihres Grundstückes abgewartet werden muss, bis der Jagdpachtvertrag abgelaufen ist, was viele Jahre dauern kann. Sie sollten daher in Ihrem Antrag unbedingt darauf hinweisen, dass es für Sie aufgrund Ihres schweren Gewissenskonflikts unzumutbar ist, den Ablauf des Jagdpachtvertrages abzuwarten, und dass Sie notfalls hiergegen gerichtliche Schritte einleiten werden, weil dieses Abwarten nicht mit der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte in Einklang zu bringen ist. Die untere Jagdbehörde darf nämlich bei ihrer Entscheidung auch auf das Ende des Jagdjahres abstellen. Es ist daher wichtig, dass Sie Ihren Antrag rechtzeitig vor Ablauf des Jagdjahres (31.03.) stellen.

Bürgerinitiative Zwangsbejagung ade

Die Bürgerinitiative »Zwangsbejagung ade« hat es sich zur Aufgabe gemacht, die menschenrechtswidrige Zwangsmitgliedschaft in den Jagdgenossenschaften abzuschaffen. Unterstützt wird dieses Vorhaben von der Initiative zur Abschaffung der Jagd und Wildtierschutz Deutschland e.V.

Wenn auch Sie Eigentümer eines bejagten Grundstücks sind und sich der Zwangsbejagung widersetzen wollen oder wenn Sie die Bemühungen der beiden Organisationen finanziell unterstützen möchten, so nehmen Sie bitte Kontakt auf:
e-mail: info@zwangsbejagung-ade.de
www.zwangsbejagung-ade.de

Flyer »Zwangsbejagung ade«:

Flyer »Zwangsbejagung ade«
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Forderungen für eine Reform der Landesjagdgesetze

Jagd und Jäger geraten zunehmend ins Kreuzfeuer der Kritik. Seit Jahren kritisieren nicht nur Natur- und Vogelschützer, sondern auch renommierte Wissenschaftler die Jagd mit Zahlen und Fakten. So ist längst erwiesen, dass die Freizeitjagd überflüssig und schädlich ist und sich nicht mit wissenschaftlichen Argumenten rechtfertigen lässt - auch nicht in unserer heimischen Kulturlandschaft. Der anerkannte Biologe Prof. Dr. Josef Reichholf von der Zoologischen Staatssammlung München, der auch an beiden Münchner Universitäten lehrt, kommt zu dem Ergebnis, dass die Jagd - nach der industriellen Landwirtschaft - der »Artenfeind Nr. 2« ist. Im Tierschutzrecht bewanderte Juristen machen zudem geltend, dass viele Regelungen der Jagdgesetzgebung nicht mehr mit dem Grundgesetz vereinbar sind, seitdem der Tierschutz zum Staatsziel erhoben worden ist (Art. 20a Grundgesetz).

Ohne Jagd finden Natur und Tiere in ein Gleichgewicht. Dies beweisen alle jagdfreien Gebiete in Europa.

»Seit rund 70 Jahren gab es kaum Änderungen am Bundesjagdgesetz« (Oberbayerisches Volksblatt, Bericht über die Rede Seehofers beim Bayerischen Jägertag, 22.4.07)
1934 erließ Hermann Göring, Hitlers Reichsjägermeister, das Reichsjagdgesetz. In den westlichen Ländern der Bundesrepublik wurden zwischen 1949 und 1950 Landesjagdgesetze erlassen, die in ihren Grundzügen wesentlich dem Reichsjagdgesetz der Nationalsozialisten entsprachen; das jagdliche Brauchtum und die Trophäenorientierung wurde nicht einmal ansatzweise verändert (Vgl. Klaus Maylein, »Jagd und Jäger in der modernen Gesellschaft - Ambivalenz und Notwendigkeit?«).

In deutschen Wäldern und Fluren gelten also nicht moderne Maßstäbe von Natur- und Tierschutz, sondern Jagdtraditionen aus der Zeit von Reichsjägermeister Göring; und diese haben im 21. Jahrhundert nun wirklich nichts mehr verloren.
Die immer weiter fortschreitende Zerstörung von Lebensräumen, das weltweite Aussterben vieler Tierarten sowie ein erwachtes Bewusstsein in der Bevölkerung für Tier- und Naturschutz fordern andere Gesetze als noch vor 50 oder gar 70 Jahren.

Nachdem sich der ehemalige Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer im Jahr 2007 gegen eine - bis dahin diskutierte - Novellierung des Bundesjagdgesetzes ausgesprochen hat, liegt es nun an den Ländern, für eine modernere Jagdgesetzgebung zu sorgen:
Die Föderalismusreform gestattet es nämlich neuerdings den einzelnen Bundesländern, vom Bundesjagdgesetz abweichende Regelungen für das Jagdwesen zu treffen (vgl. Art. 72 Abs.3 Nr. 1 Grundgesetz).


Ökologische und ethische Grundlagen

Wir fordern die politisch Verantwortlichen auf, der Natur die Möglichkeit zu einer weitgehenden Selbstregulation zurückzugeben und es unseren Mitbürgern zu ermöglichen, infolge sinkender Fluchtdistanzen und geringerer Scheu der Tiere in nichtbejagten Arealen wieder die Möglichkeit zu ungestörter Naturbeobachtung zu geben.
Nach aktuellem Erkenntnisstand in Ökologie und Wildbiologie kommt der Jagd keinesfalls jene ökologische Unabdingbarkeit zu, wie sie von Jäger immer wieder gerne behauptet wird.
Vielmehr regeln sich die Bestandsdichten von Wildtieren aufgrund von Nahrungsangebot, Territorialität sowie sozialen und physiologischen Faktoren ohne menschliches Zutun. Der hohe Jagddruck erhöht dagegen die Reproduktionsraten der betroffenen Tierpopulationen und dient damit nur den an einer Maximierung ihrer Abschusszahlen interessierten Jägern. Die Jagd fügt Natur und Tieren jedoch noch andere schwerwiegende Schäden zu:

>> So provoziert die Jagd vielfach Wild- und Verbissschäden statt derartige Schäden einzudämmen. Jäger füttern z.B. Wildschweine im großen Stil mit Kraftfutter an, was zu einer explosionsartigen Vermehrung führt. Zudem werden durch die bevorzugte Bejagung von trophäenträchtigen Tieren (vor allem auf Treib- und Drückjagden) meist die großen und erfahrenen Wildschweine erschossen (z.B. die führenden Leitbachen). Dadurch kommt es nicht mehr zu einer selektiven Fortpflanzung unter den erfahrenen Elterntieren. Vielmehr pflanzt sich die führungslos gewordene Rotte völlig unkontrolliert untereinander fort. Auch dies erhöht die Wildschweinpopulation drastisch. Der Wildschweinexperte des Deutschen Jagdschutzverbands, Norbert Happ, fasst dies wie folgt zusammen: »Das Wildschweinproblem ist jägergemacht!« Rehe beispielsweise sind von Natur aus Bewohner von Wiesen und Waldrändern. Erst durch den hohen Jagddruck werden die Rehe in den Wald hineingetrieben, wo sie außer Junganpflanzungen nichts zu essen finden. Außerdem wird der Nahrungsbedarf der Tiere durch die Jagd deutlich erhöht.

>> So stört die Jagd das soziale Zusammenleben intensiv bejagter Arten bis hin zum vollständigen Zusammenbruch natürlicher Verhaltensweisen (z.B. Zerstörung von Familienstrukturen und Sozialverbänden, Benutzung von Bauen und Verstecken, Wechsel von Tag- zur Nachtaktivität, verstärkte Abwanderung in nicht bejagte Siedlungsgebiete, unnatürliche Tierkonzentrationen an Futterstellen zur jagdlichen "Hege").

>> So zerstört die rücksichtslose Verfolgung der natürlichen Konkurrenten wie Fuchs, Marder und Iltis das ökologische Gleichgewicht.

>> So macht der hohe Jagddruck die Tiere unnatürlich scheu und führt zu einer großen Fluchtdistanz vor dem Menschen. Dies macht es außerordentlich schwer, wildlebende Tiere zu beobachten und zu studieren.

Die Jagd ist somit aus ökologischen Gründen nicht zu rechtfertigen. In den einschlägigen Jagdzeitschriften geben Jäger offen zu: Der wahre Grund für die Jagd ist die »Lust am Töten« und die »Freude am Beutemachen«.
In einer modernen Gesellschaft stellt sich jedoch die Frage, ob der Jagdtrieb einzelner Menschen es rechtfertigen darf, Tiere qualvoll zu töten. In den hochindustrialisierten Ländern unserer modernen Welt kann man kaum davon sprechen, dass Menschen jagen müssen, um sich zu ernähren oder kleiden zu können. In weiten Teilen der westlichen Welt werden Tiere überdies zunehmend als Mitlebewesen akzeptiert, die – ähnlich wie der Mensch – einen Anspruch auf Leben und Unversehrtheit besitzen. Weder die Produktion eines Luxusguts (wie es etwa ein Pelzmantel fraglos darstellt) noch die Jagdfreude eines Menschen rechtfertigen vor diesem Hintergrund das – oftmals qualvolle – Töten eines Tieres.


Rechtliche und politische Grundlagen

Im Grundgesetz wurde der Schutz der Tiere im Jahr 2002 zum Staatsziel erhoben.
Das Tierschutzgesetz verlangt diesen Schutz schon seit Jahren »aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf«, weshalb »niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen darf« (§ 1 Tierschutzgesetz). Dieser »vernünftige Grund« fehlt bei der Jagd. Zudem lehnt die große Mehrheit der Deutschen die Jagd in ihrer jetzigen Form ab:

Mehr als zwei Drittel der Bundesbürger treten in repräsentativen Umfragen ein
>> für ein Verbot der Jagd auf wildlebende Tiere als Freizeitsport (Hobbyjagd),
>> für eine Begrenzung der Jagd zugunsten des Tierschutzes,
>> für ein Verbot der Jagd auf Zugvögel,
>> für ein Verbot des Haustierabschusses,
>> für ein Verbot von Totschlagfallen,
>> für ein Verbot der Verwendung von bleihaltiger Munition,
>> für eine verpflichtende Überprüfung der Schießleistungen von Jägern mindestens alle 3 Jahre,
>> für eine Abschaffung der Zwangsmitgliedschaft in Jagdgenossenschaften: jeder Grundeigentümer soll selbst entscheiden dürfen, ob Jäger auf seinen Ländereien jagen dürfen oder nicht.
(Quellen: GEWIS-Institut 1996; GEWIS 2002; Vogelschutzkomitee/EMNID 2003, Vier Pfoten/EMNID 2004)


Deutsches »Reviersystem« verstößt gegen Menschenrechte

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte verkündete am 26.6.2012 sein Urteil, dass die Zwangsmitgliedschaft in Jagdgenossenschaften gegen die Menschenrechte verstößt.

Danach verstoßen Regelungen des Bundesjagdgesetzes (BJagdG) gegen die Europäische Menschenrechtskonvention.

Es ist nicht mit dem in der Menschenrechtskonvention garantierten Schutz des Eigentums zu vereinbaren, wenn Grundstückseigentümer gegen ihren Willen zwangsweise Mitglied in Jagdgenossenschaften sind und damit die Jagd auf ihrem Eigentum dulden müssen.

Der Gerichtshof befand insbesondere, dass diese Verpflichtung Grundstückseigentümern in Deutschland, die die Jagd ablehnen, eine unverhältnismäßige Belastung auferlegt. Damit folgte der Gerichtshof seinen Schlussfolgerungen in zwei früheren Urteilen, die das Jagdrecht in Frankreich und Luxemburg betrafen:

1999 stellte die Große Kammer des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte im Falle französischer Kläger mit 16:1 Richterstimmen fest, dass es gegen die Menschenrechte verstößt, wenn Grundstückseigentümer dazu verpflichtet werden, einer Jagdgenossenschaft zwangsweise beizutreten und die Jagd auf ihren Grundstücken zu dulden, obwohl die Jagd ihrer eigenen Überzeugung widerspricht.

Im Jahr 2007 entschied die Kleine Kammer des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte im Falle einer luxemburgischen Klägerin einstimmig mit 7:0 Richterstimmen erneut, dass es Eigentümern kleinerer Grundstücke in einer demokratischen Gesellschaft nicht zugemutet werden kann, die Hobbyjagd auf ihren Grundstücken gegen ihren Willen auszuüben.
Immer mehr Bürger wehren sich gegen dieses Unrecht. Die Bürgerinitiative "Zwangsbejagung ade" bündelt mehrere Verfahren von Grundeigentümern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die menschenrechtswidrige Zwangsmitgliedschaft in den Jagdgenossenschaften abzuschaffen (siehe www.zwangsbejagung-ade.de). Um einer Verurteilung durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu entgehen, ist der deutsche Gesetzgeber angehalten, endlich ein entsprechendes Gesetz zu verabschieden, das dem Eigentümer freistellt, ob er seinen Grund und Boden bejagen lassen möchte.

Forderungen an den Gesetzgeber

1. Verbot der Tötung von Haustieren

Ganz »legal« fallen jährlich ca. 300.000 Katzen und ca. 30.000 Hunde den Jägern zum Opfer. Jede Katze, die je nach Bundesland ein paar 100 Meter vom nächsten bewohnten Haus ihre Mäuse fängt, läuft Gefahr, von einem Jäger erschossen zu werden.

Die Tötung freilaufender Haustiere im Rahmen des so genannten Jagdschutzes ist ebenso wie die Verfolgung anderer, derzeit nicht der Naturschutzgesetzgebung unterstellter Arten zu verbieten. Diese Forderung stellen u.a. auch der Deutsche Tierschutzbund und der Deutsche Naturschutzring DNR.

2. Verbot der Fallenjagd

Es gibt keine Fallen, die mit Sicherheit sofort töten. Dennoch ist die Benutzung von Fallen, in denen die Tiere durch das Zusammenschlagen von Stahlbügeln zerquetscht werden, erlaubt. Häufig quälen sich die Tiere stundenlang; oder es werden Gliedmaßen eingequetscht, die sich die Tiere abbeißen, um zu entkommen. In Lebendfallen gefangene Tiere geraten in große Panik und Todesangst, verletzen sich, leiden Hunger und Durst, bevor sie vom Jäger erschossen oder erschlagen werden.

Das Bundesland Berlin hat als Vorreiter am 12.04.2003 die Verwendung von so genannten Totschlagfallen gesetzlich verboten. Die Verwendung von Lebendfallen ist nur auf Antrag zulässig, wenn dies z.B. aus Seuchenschutzgründen nötig erscheint.

3. Ganzjährige Schonzeiten für Vögel, Hasen, kleine Beutegreifer

Vorreiter ist auch hier das Bundesland Berlin: Bestimmte Vogelarten, Hasen und die meisten der kleinen Beutegreifer sind ganzjährig unter Schutz gestellt. Die »Verordnung über jagdbare Tierarten und Jagdzeiten«, die sich auf § 26 des Landesjagdgesetzes Berlins stützt, wurde am 21.02.2007 zugunsten der »jagdbaren« Vögel abgeändert. Für Wildtruthennen und -hähne, Waldschnepfen, Rebhühner, Türkentauben, Gänse, Höckerschwäne und Möwen wurden die Jagdzeiten aufgehoben.

Weiterhin sind Feldhasen sowie Baummarder, Dachse, Mauswiesel, Hermeline und Iltisse ganzjährig unter Schutz gestellt.

4. Ganzjährige Schonzeit für Füchse

Füchse erfüllen genauso wie Marder und Iltisse eine wichtige ökologische Aufgabe in der Natur (»Gesundheitspolizei des Waldes«). Fuchsjagd ist kein geeignetes Mittel, um bedrohten Vogel- und Säugetierarten zu helfen. In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet sind Füchse nie die Ursache der Gefährdung einer Tierart; der Grund ist vielmehr in der zunehmenden Zerstörung des Lebensraumes vieler Wildtiere zu sehen. Es wäre also angebracht, die Flinte zur Seite zu legen und stattdessen Hecken zu pflanzen, Ausgleich für zerstörte Biotope zu schaffen, um dadurch die Lebensgrundlagen der gefährdeten Tiere wieder herzustellen. Im Übrigen ist es selbst mit drastischen Maßnahmen nicht möglich, Fuchspopulationen zu »reduzieren« - und es ist auch gar nicht erforderlich, denn die Dichteregulation übernimmt das ausgeklügelte Sozialsystem der Füchse weit effektiver, als es der Mensch jemals könnte. Fuchsjagd kurbelt lediglich die »Produktion« von Nachwuchs an und dient damit allenfalls jenen Menschen, die Spaß am Töten von Füchsen haben oder damit Geld verdienen, ihnen das Fell über die Ohren zu ziehen.
Tollwut gibt es in Deutschland nicht mehr. Die Krankheit wurde in den vergangenen Jahren weder bei Menschen, noch bei Tieren festgestellt (Quelle: SPIEGEL, 9.6.2008). Anderslautende Äußerungen von Jägern sind demnach reine Panikmache – und Deckmäntelchen für ein blutiges Hobby.

4. Verbot von Bau-, Treib- und Drückjagden

Treib- und Drückjagden sind mit einer besonders großen Panik und Todesangst der Tiere verbunden. Oft kommt es bei Treibjagden zu unkontrollierten Schüssen, die eine unnötige, oft stunden- oder tagelange Qual der angeschossenen Tiere zur Folge haben - immer wieder werden sogar Treiber oder Jagdkollegen angeschossen. Da bei diesen Gesellschaftsjagden in der Regel ein Jagdkönig gekürt wird, lautet das Motto zumeist: »Was sich bewegt, wird erschossen!«
Die Baujagd ist eine besonders tierquälerische Jagdform: Da kein Fuchs freiwillig den Bau verlässt, wenn ein Jäger davor steht, werden Hunde auf das »Feindbild« Fuchs trainiert und in den Fuchsbau geschickt. Auch Füchse, die sich erfolgreich gegen den Hund zur Wehr setzen, haben nur geringe Überlebenschancen: Kurzerhand wird der Bau aufgegraben. Jungfüchse werden umgehend mit Schrot getötet oder vom Hund »abgewürgt«, wohingegen bei erwachsenen Tieren ein Marterinstrument, die so genannte Dachszange zum Einsatz kommt.

5. Verbot der Jagd in Setz- und Brutzeiten bis zum Selbstständigwerden der Jungtiere

Die Störungen durch die Jagd sind in Setz- und Brutzeiten bis zum Selbstständigwerden der Jungtiere auf ein unumgängliches Mindestmaß einzuschränken; die Schonzeiten sind entsprechend zu verlängern. Zur Paarungszeit und in der Zeit der Jungenaufzucht hat absolute Jagdruhe zu herrschen.

6. Jagdverbot in Naturschutz- und Wildschutz-, FFH-Gebieten und Zufluchtstätten von Wildtieren

Naturschutz- oder Großschutzgebiete sind - wie der Name schon sagt - Schutzgebiete für Tiere und Natur und keine Jagdreservate. Während bislang Spaziergängern, die in einem Schutzgebiet die Wege verlassen, ein saftiges Bußgeld droht, hat der Jäger auch in diesen Gebieten die Lizenz zum Töten. Obwohl den Tieren in einem Schutzgebiet von Natur aus ein hohes Nahrungsangebot zur Verfügung steht und Biologen bestätigt haben, dass sich die Beäsung wild wachsender Flächen naturschutzfachlich positiv auswirkt, hat man jedoch auch in Nationalparks, Biosphärenreservaten und Naturparks kein Vertrauen in die Natur. Hinzu kommt, dass viele Urlauber die Wildnis zunehmend auch in Deutschland suchen und zur Wildnis gehört der Kontakt zu wildlebenden Tieren. Die Jagd führt zu unnatürlicher Scheu der Tiere und verhindert diesen Kontakt. Dies schmälert nicht nur den Naturgenuss, sondern auch die regionale Wertschöpfungskette. So betrachtet sollte es leichter sein damit zu beginnen, die Jäger endlich aus Schutzgebieten herauszuhalten.

7. Verbot von Bleischrot

Nach Schätzungen von Umweltverbänden werden durch die Jagd jährlich ca. 3. - 4.000 Tonnen Blei in die Natur freigesetzt. Blei ist ein Schwermetall und tötet Tiere nicht nur grausam, sondern es gelangt auch durch chemische Umwandlung in die Nährstoffkreisläufe der Natur und landet schließlich im Boden, Trinkwasser und Brotgetreide. Mehr als drei Millionen Tiere enden jährlich im Schrothagel der Jäger, darunter auch Hunderttausende von Wasservögeln. Aufgrund der großen Streuwirkung der Schrotkugeln werden Schätzungen zufolge bis zu 30 Prozent der Vögel nicht unmittelbar getötet, sondern krankgeschossen, was mit dem Staatsziel Tierschutz nicht vereinbar ist. Eine Untersuchung ergab, dass von 215 seit 1990 in Deutschland tot oder sterbend aufgefundenen Seeadlern 27 Prozent tödliche Bleiwerte aufwiesen. Im Januar 2006 starb der vierte Steinadler in den Allgäuer Alpen an akuter Bleivergiftung. Verbote von bleihaltiger Munition existieren bereits in Dänemark, Holland und Schweden. Es bleibt daher zu hoffen, dass eine baldige Jagdreform der Vergiftung der Umwelt durch Bleischrot ein Ende setzt.

8. Verbot von Kirrungen, Luderplätzen und Anlegung von Fütterungen zu Jagdzwecken

Durch massenhafte Kirrungen und Fütterungen werden die Tiere in vielen Gebieten regelrecht gemästet. Dies führt zu einer unnatürlichen Vermehrung und damit zu einem Ungleichgewicht, was die Jäger wiederum veranlasst, mehr Tiere zu schießen statt durch die Herstellung eines gesunden Gleichgewichtes langfristig Sorge zu tragen, weniger oder überhaupt keine Tiere mehr erlegen zu müssen. Zudem trägt nicht artgemäßes Futter, wie z.B. Getreide für Rehe und Hirsche, zu Schäden im Wald bei, da die Tiere zur Verdauung die Rinde von den Bäumen schälen. Die zusätzlichen Futtermengen verändern auch die Nährstoffanteile im Waldboden und viele seltene, besonders angepasste Pflanzen können nicht mehr überleben. Daneben können Luderplätze die Gesundheit von Wildtieren und Menschen erheblich gefährden. So setzen die Jäger oftmals selbst die Ursache für die Verbreitung von Seuchen, in dem sie an Luderplätzen infiziertes Futter ausbringen. Dabei können auch für den Menschen pathogene Erreger verbreitet werden.

9. Absolutes Jagdverbot in bewohnten und befriedeten Bezirken

Gemäß § 6 BJagdG ruht in bewohnten und befriedeten Bezirken lediglich die Jagd und kann in einem beschränkten Umfang gestattet werden. Dies ist ein Unding: In von Menschen bewohnten Bezirken muss ein absolutes Jagdverbot herrschen, andernfalls stehen Menschenleben auf dem Spiel. Sollte ausnahmsweise ein Abschuss von Tieren in bewohnten Bezirken erforderlich sein, reichen hierfür die Befugnisse der landesrechtlichen Sicherheitsbehörden völlig aus.

10. Freistellung von der Zwangsbejagung

Umsetzung der Vorgaben des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte: Mit sofortiger Wirkung sind Grundstückseigentümer von der Zwangsmitgliedschaft in Jagdgenossenschaften auf Antrag freizustellen. Auf Privatgrundstücken darf gegen den Willen des Eigentümers keine Bejagung stattfinden; auch dürfen dort keine jagdlichen Einrichtungen gegen den Willen des Eigentümers angelegt werden.

11. Verpflichtender Schießleistungsnachweis und Nachweis der körperlichen und fachlichen Eignung alle 2-3 Jahre

Um Jagdunfälle - bei denen jedes Jahr über 40 Menschen sterben - und unnötiges Leid unter den Tieren zu vermeiden, sollten Jagdausübungsberechtigte alle 2-3 Jahre verpflichtende Schießleistungsnachweise erbringen.

Der Jagdausübungsberechtigte muss zudem zuverlässig sein. Die Zuverlässigkeit erfordert, dass der Jagdausübungsberechtigte aufgrund seiner persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten zur ordnungsgemäßen Erfüllung der ihm obliegenden Aufgaben geeignet ist. Da Reaktionsvermögen und Sehstärke mit zunehmendem Alter naturgemäß schwinden, sollte der Gesetzgeber fordern, dass der Nachweis der körperlichen Eignung in regelmäßigen Abständen erneuert wird.

12. Jagdscheinentzug bei Verstößen

Die oben genannte Zuverlässigkeit erfordert auch, dass der Jagdausübungsberechtigte aufgrund seines persönlichen Verhaltens zur ordnungsgemäßen Erfüllung der ihm obliegenden Aufgaben geeignet ist. Die erforderliche Zuverlässigkeit sollte in der Regel nicht gegeben sein, wenn der Jagdausübungsberechtigte wegen Verletzung von Vorschriften des Strafrechts über die körperliche Unversehrtheit, gemeingefährliche Delikte oder Delikte gegen die Umwelt, des Abfall-, Wasser-, Jagd-, Natur- und Landschaftsschutzrechts, des Lebensmittel-, Pflanzenschutz- oder Seuchenrechts, des Betäubungsmittel-, Waffen- oder Sprengstoffgesetzes mit einer Geldbuße von mehr als 2.000,- Euro oder mit einer Strafe belegt wird.

Konzepte für eine Natur ohne Jagd

Folgende spezifische Hilfs- und Rahmenprogramme schaffen die Voraussetzungen für ein möglichst natürliches und stabiles Gleichgewicht in unserer Restnatur:

Zunächst müssen der Natur solche Bedingungen geboten werden, die ein natürliches und stabiles Gleichgewicht langfristig ermöglichen. Wir dürfen nicht vergessen, dass sich unsere Wälder und die Restnatur durch die ständige Jagd und die kommerzielle Wald-Nutzung, aber auch wegen der angrenzenden agrartechnischen bzw. industriellen Bereiche, in einem völlig instabilen, meist biodivers verarmten Zustand befindet. Eine natürliche Waldverjüngung ist deshalb oft nicht möglich. Wirklich naturnahe, standorttypische und potentielle natürliche Vegetationen sind in Deutschland aber kaum noch zu finden (vgl. Pott, Richard, Farbatlas Waldlandschaften, Ulmerverlag. Stuttgart, 1993 S.8 ff) und sollten deshalb mit flankierenden Maßnahmen sinnvoll gefördert werden. Bei dieser sehr komprimierten Darstellung können zunächst nur die wichtigsten Aspekte dargelegt werden:

Waldrand-Programme
Für bejagte Wälder gilt: »Da überdies große Flächen unterwuchsarmer Nadelforste den Tieren nicht die nötige abwechslungsreiche Nahrung bieten, äsen sie um so stärker in den verbliebenen naturnahen Beständen.« (Wilmanns, Otti, Ökologische Pflanzensoziologie,. S.310) Diesen Zustand bezeichnet Prof. Carlo Consiglio (»Vom Widersinn der Jagd«) als »ökologische Falle«: Ein zunächst für Wildtiere attraktiver Zufluchtsort mit ausreichend Deckung bietet nicht mehr die Nahrungsmengen, die ein natürlicher Wald bzw. eine natürliche Landschaft bieten könnte und fördert damit gleichzeitig die Schäden an jungen und erreichbaren Pflanzen bzw. Pflanzenteilen. Dabei muss man wissen, dass der natürliche Lebensraum von Rehen nicht der Wald ist - sondern der Waldrand, die Wiesen und Felder.

Deshalb muss ein Hilfsprogramm am Waldsaum gestartet werden. Am künftig unbejagten Waldrand bleiben zunächst Teile der Acker- und Feldflächen unbewirtschaftet, d. h. es findet zum Teil ein Anbau, aber keine Ernte statt. Dies ist vor allem in der Übergangszeit von Bedeutung, da die Zusammensetzung der Wälder deutlich langsamer zu ändern ist als die Größe der Tierpopulationen. Dieser Schritt kann nicht als Zufütterung verstanden werden, da im folgenden Jahr diese Flächen vollständig stillgelegt werden und eine natürliche Sukzession eintreten kann. (Wenn dies subventioniert wird, sollte die Einwirkung von Herbiziden auf diese Flächen ausgeschlossen werden können.)
Deshalb sind einige Soforthilfen notwendig: Konsumenten erster Ordnung (Pflanzenfressern) wird eine natürliche Nahrungsaufnahme ermöglicht, damit eine Zufütterung unterbleiben kann. Ist dies aus strukturellen Gründen nicht möglich (z.B. angrenzender Weinanbau), wird für die Wildtiere ein adäquater »Ausweichraum« mit entsprechender Vegetation zur Verfügung gestellt.

Die Wildtiere lernen innerhalb eines kurzen Zeitraumes, dass der »neue« Waldrand und die offenen Wiesenflächen keine Gefahr mehr für sie bergen. Eine natürliche Waldverjüngung und eine Vergrößerung der Waldflächen wird sich nach einer gewissen Anlaufzeit einstellen können und ähnlich positive Auswirkungen haben wie im Schweizer Nationalpark, wo die Jagd seit fast 100 Jahren verboten ist. Hier kamen zwei Studien der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, die beide im Nationalpark Schweiz durchgeführt wurden, zu dem Ergebnis: Wildtiere tragen zur Ausbreitung des Waldes und zur Artenvielfalt bei. Auf Flächen, die von Hirschen intensiv genutzt werden, haben die Pflanzenarten in den beobachteten 50 bis 80 Jahren stark zugenommen.
Dagegen hat auf Weiden, die nur extensiv beäst wurden, die Artenvielfalt abgenommen. Die Studie über die `Bedeutung von Huftieren für den Lebensraum des Nationalparks bzw. zum Nahrungsangebot und zur Waldverjüngung´ zeigt, dass trotz angewachsener Hirschpopulation die Anzahl der Bäume pro 100m² stark zugenommen hat. Auf den aktuell benutzten Wildwechseln wurden pro Quadratmeter etwa 8 mal mehr Keimlinge gefunden als auf verlassenen Wechseln, und rund 30 mal mehr als außerhalb von Wildwechseln. Die Verjüngung und die Ausbreitung des Waldes scheinen also durch die Hirschdichte, wie sie sich seit dem Jagdverbot eingestellt hat, eher gefördert als behindert zu werden.
(Anmerkung: Auch im Schweizer Nationalpark fehlen Wölfe, Luchse und Bären als mögliche Beutegreifer.)

Problemfeld: Jagdfreie »Inseln«
Aus dem Kanton Genf und dem unbejagten Schweizer Nationalpark kennt man die temporäre Einwanderung von Wildtieren nach der Eröffnung der Jagdsaison in den angrenzenden Naturbereichen. Wenn in Frankreich Wildschweine bejagt werden, durchschwimmen die Tiere sogar die Rhone und flüchten ins jagdfreie Genf. Nach der Beendigung der Jagdzeit in Frankreich kann man natürlich auch die Rückwanderung feststellen.

Trotzdem kann es kurzfristig einen Tierbestand geben, der über der »carrying capacity« liegt, deshalb sind nicht nur ausreichend Wiesenflächen um die Wälder von großer Bedeutung, sondern auch der natürliche Schutz der notwendigen, begleitenden Verjüngungsmaßnahmen.

Natürlicher Schutz von Anpflanzungen
Da der Jagddruck und die damit verbundene Traumatisierung der tagaktiven Tiere in den jagdfreien Arealen nicht mehr vorhanden sein wird, kommt es durch die sicheren Waldrand- und Wiesenbereiche in den forstwirtschaftlichen Baumbeständen zu einem starken Rückgang der Verbissrate. Diese jagdtypischen Baumschäden werden auf Dauer sogar verschwinden. (Vgl.Reichholf, Josef, Interview, Spiegel, Heft 50/2000)
Die Wildtiere werden relativ schnell lernen, dass sie wieder unbehelligt, wie es ihrer natürlichen Lebensweise entspricht, außerhalb der Forste ihren Energiebedarf mit krautartigen Pflanzen decken können. Wenn die Populationsdichte für den Lebensraum (noch aus Jagdzeiten künstlich oder wegen temporärer Einwanderungen) zu hoch ist und die Umstellung der Rand- und Wiesenbereiche zu langsam abläuft, kann um junge Bäume ein Forstschutzzaun gezogen werden.

Anpflanzungen können auch geschützt werden durch unverwertbare ausgeschlagene und abgestorbene Bäume bzw. Baumteile, die als natürliche Hecken und Hindernisse um die neuen Anpflanzflächen errichtet werden. So wird nicht nur die Biomasse im Wald gelassen, sondern auch insektenfressenden Vögeln eine Nistmöglichkeit geboten. Diese natürliche Absperrung wird nicht nur die jungen Bäume vor direktem »Zugriff«, sondern alle Bäume (durch die Vogelpopulationen) auch vor starkem Insektenbefall bewahren. Da es sehr verbissresistente und beim Wild beliebte Baumarten gibt, kann auch eine so genannte »Patenpflanzung« in Baumbeständen erfolgen, d. h. sehr empfindliche Bäume werden zusammen mit robusteren Baumarten (z. B. Hainbuche und Ahornarten, vgl. Prien, Siegfried, Wildschäden im Wald, Parey Buchverlag 1997, S.17) angebaut.

Mit der Umsetzung des uns zur Verfügung stehenden Wissens sind viele Probleme schon im Vorfeld lösbar. Dies wurde auch von Dr. Eberhard Schneider (Göttingen, Vogelschutzkomitee) beim 2. Internationalen Symposium »Natur ohne Jagd« am 1.08.2003 in Berlin festgehalten: »Es ist nicht das fehlende Wissen um Biologie und Ökologie, sondern die fehlende Übernahme dessen, was die Biologen herausfanden und –finden bei ihren Studien.«

Natürliche Sukzession
Kahlschläge im Wald werden komplett vermieden und es wird nur noch partiell ausgeschlagen. Die Anpflanzung erfolgt so standortnatürlich wie möglich, d.h. mit großer Artenvielfalt. Außer Bäumen werden auch Büsche und krautige Pflanzen, unter Berücksichtigung der natürlichen Pflanzengemeinschaften, etabliert.
Diese Aktion sollte auch in den vorhandenen Monokulturen durchgeführt werden, lange bevor die »Plantage« völlig ausgereift ist. Sie ermöglicht eine sukzessive Veränderung der Alters- und Artenstrukturen im Wald und verbessert gleichzeitig die Resistenz gegenüber verschiedenen Schädlingen bzw. verhindert deren großflächige Ausbreitung.

Die Sukzession (Bildung von »Stockwerken«) auf bereits vorhandenen Kahlschlag- oder Sturmbruchflächen wird durch eine sinnvolle Einbringung natürlich vorkommender Arten unterstützt und zugelassen. Da auch hier unterschiedliche Altersstrukturen erwünscht sind, muss diese Aktion längere Zeit sinnvoll begleitet werden. So gibt es zukünftig keine Plantagenwälder mehr, sondern eine natürliche Mischung von alten und jungen sowie Nadel- und Laubbäumen. Dazwischen wachsen Büsche, an den Rändern Hecken; die Kräuter, Moose und Farne werden sich entsprechend der Licht- und Bodenverhältnisse etablieren.

Die Artenzahl in Flora und Fauna wird sich auf diese Weise wieder stabilisieren und sogar wieder erhöhen.

Biotopvernetzung
Diese Erhöhung der Artenzahl wird durch eine Vernetzung der Waldflächen günstig beeinflusst, da die Artenzahl immer von der Größe der Lebensräume abhängt. Lebensräume (= Biotope) wie Waldflächen, Wiesen und Felder werden durch Hecken und Bauminseln in der Feldflur miteinander verbunden. Feldgehölze bieten wildlebenden Tieren wie Feldhasen, Fasanen, Rebhühnern, Iltissen, Füchsen sowie vielen Vogelarten Schutz, Nahrung und Unterschlupf. Inselsituationen werden ausgeschlossen.

Die Verbindung der einzelnen Waldareale gibt den Tieren nicht nur eine schützende Deckung, sondern wird auch die Unfallgefahr (Straßenverkehr) mindern. Mit Wildübergängen und Schutzpflanzungen wird eine natürliche Ausbreitung und Wanderung aller Arten ermöglicht.

Natürliche Landwirtschaft
Im Zuge einer Agrarwende wird die Umstellung von der konventionellen hin zu einer natürlichen Wirtschaftsweise gefördert. Durch die schrittweise Abkehr von der »chemischen Keule« sowie von der Verseuchung von Böden und Grundwasser durch die Güllemengen aus der Massentierhaltung erholen sich die Böden und die Kleinstlebewesen im Erdreich. Feldblumen und Kräuter bieten Tieren Nahrung und Schutz und spenden dem Erdreich Schatten. Ausgelaugte Felder können sich wie früher in einem Brachejahr regenerieren. Auch für die Tiere ist die Brache ein wichtiger Lebensraum, in dem sie für dieses Jahr ungestört leben können. Die bäuerliche Landwirtschaft erholt sich durch die Abkehr von der Billig-Massenproduktion hin zur Produktion hochwertiger Lebensmittel.

Natürliche Regulation der Bestände
Durch die Beendigung der Bejagung durch Menschen kann eine natürliche Regulation der Tierpopulationen und die natürliche Nahrungskette wieder funktionieren. Die Konsumenten erster Ordnung (Pflanzenfresser), aber auch Mäuse und andere Kleinsäuger werden wieder normale Bestandsgrößen und -schwankungen aufweisen. Natürlich verendete Tiere werden problemlos von Beutegreifern (Füchse, Marder, Wiesel, Iltisse usw.) entsorgt, welche damit die Rolle der »Gesundheitspolizei des Waldes« wieder übernehmen können. Die gesundheitliche Gefahr für Wildtiere, die von Jägern angelegten »Luderplätzen« ausgeht (vgl. Untersuchungen zur Schweinepestverbreitung durch Jäger) besteht dann auch nicht mehr.

Die derzeit überhöhten Schalenwildbestände (Rehe, Hirsche, Damwild) werden sich auf Grund der Stressoren selbst regulieren: Die räumliche Individuenanzahl in einem bestimmten Areal beeinflusst den Hormonspiegel und damit die Fruchtbarkeit. Die vorhandenen natürlichen Widersacher (s.o.) tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei.
Im Übrigen hat die Ausbreitung der größeren Beutegreifer (z.B. Wolf und Luchs) aus dem Osten Europas längst begonnen (ein kleines Wolfsrudel lebt seit 1998 auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Bad Muskau).

Ungetrübter Naturgenuss
Durch die Beendigung der Bejagung verlieren Wildtiere Traumatisierung und unnatürliche Scheu und fassen wieder Zutrauen zum Menschen. Spaziergänger und Naturfreunde können Tiere in der freien Natur wieder erleben. Für Spaziergänger, Jogger, Reiter usw. und nicht zuletzt die Jäger selbst besteht keine Gefahr mehr, Opfer von Jagdunfällen zu werden.

Was kann jeder einzelne für die Tiere tun?

1. Wenn Sie Tierquälereien bei der Jagd beobachten, beim Spaziergang oder auf Ihrem Grundstück durch Jäger bedroht werden oder Ihr Haustier verletzt oder getötet wurde, rufen Sie die Polizei.
Erstatten Sie im Bedarfsfall Anzeige wegen Tierquälerei oder Bedrohung. Wenden Sie sich auch an das Ordnungsamt und an die untere Jagdbehörde (Teil des Landratsamtes oder der Stadt).
Wichtig: Sie sollten immer ein Handy, evtl. einen Fotoapparat, dabei haben, am besten auch Zeugen. Geben Sie Beweismaterial nie ohne Kopie aus der Hand!

pro iure animalis hat eine Checkliste zusammengestellt, was Sie bei der Begegnung mit Jägern beachten sollten und Informationen, was Jäger dürfen und was nicht:
www.pro-iure-animalis.de/dokumente/flyer_begegnung_www.pdf
2. Schreiben Sie die Redaktionen Ihrer örtlichen Zeitungen an.Berichten Sie ruhig plakativ von der Sorge um die Sicherheit bei der Jagd in Naherholungsgebieten und in der Nähe von Wohngebieten. Schreiben Sie, dass Sie sich an Wildtieren erfreuen und nicht verstehen können, dass Menschen als Hobby Tiere tot schießen sind.
Eine gute Möglichkeit ist das Schreiben von Leserbriefen, auch als Reaktion auf entsprechende Artikel. Anregungen finden Sie hier: www.abschaffung-der-jagd.de/leserbriefe/index.html
3. Wenn Sie viel in der Natur unterwegs sind, dokumentieren Sie Jagdfrevel wie illegale Fütterungen, Greifvögelabschüsse etc.
4. Sie möchten andere Menschen aufklären? Verteilen Sie Handzettel oder melden Sie einen Informations-Stand bei der Stadt an. Material können Sie beim Verlag Das Brennglas auch in größeren Mengen (zum Sonderpreis) gerne bestellen per Internet-Shop: www.brennglas.com
mail: info@brennglas.com
5. Sprechen Sie mit Ihren Freunden und Bekannten. Viele Menschen wissen noch immer nicht, was die Jäger alles in der Natur anrichten.

Literatur-Tipps:

Anti-Jagd-Broschüre »Der Lust-Töter«
A4, farbig, 48 Seiten
Verlag DAS BRENNGLAS
www.brennglas.com

Magazin »Freiheit für Tiere«
mit Artikeln zum Thema Jagd
A4, farbig, 64 Seiten
Verlag DAS BRENNGLAS
www.freiheit-fuer-tiere.de

»Das sagen Kleingeister und Große Geister über die Jagd«
Broschüre
Verlag DAS BRENNGLAS
www.brennglas.com

TIERethik - Zeitschrift zur Mensch-Tier-Beziehung
JAGD
Broschiert, 205 Seiten
ALTEX Edition 2/2013
ISBN 978-3869914527
Preis: 19,50 Euro
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online Bestellung über www.tierethik.net

Paul Parin: Die Leidenschaft des Jägers

200 Seiten. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2003.
ISBN 3-434-50561-X
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Karl-Heinz Loske: Von der Jagd und den Jägern
Paperback, 328 Seiten
Edition Octopus, 2006
ISBN: 978-3-86582-372-4
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Josef H. Reichholf: Ornis - Das Leben der Vögel
272 Seiten, 80 Abbildungen in Farbe
Verlag C.H. Beck, 2014
ISBN 978-3406660481
Preis: 19,95 Euro
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Interview mit Prof. Dr. Josef Reichholf
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Josef H. Reichholf: Warum Jagd?
Folgen des Jagens für Menschen, Tiere, Pflanzen und Landschaften
Aus: TIERethik – Zeitschrift zur Mensch-Tier-Beziehung. 2013/2 Heft 7
Herausgegeben von der ALTEX Edition
www.tierethik.net/Aktuelle-Ausgabe.6.html

Josef H. Reichholf: Rabenschwarze Intelligenz
Was wir von Krähen lernen können
Piper Taschenbuch, 2011
ISBN 978-3492259156
Preis: 9,90 Euro
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Josef H. Reichholf: Die Zukunft der Arten - Neue ökologische Überraschungen
dtv Wissen, 2009
ISBN 978-3423345323
Preis: 9.90 Euro
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Bernhard Kegel: Tiere in der Stadt - Eine Naturgeschichte
480 Seiten, broschiert
Dumont-Verlag, 2014
ISBN 978-3832162702
Preis: 9,99 Euro
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Florian Möllers: Wilde Tiere in der Stadt - Inseln der Artenvielfalt
Gebunden, 174 Seiten, mit 140 farbigen Abbildungen
Knesebeck, 2010 · ISBN 978-3-86873-196-5
Preis: 29,95 Euro
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Bruno Haberzettl: Brunos Jagdfieber
Ueberreuter-Verlag 2013
ISBN: 978-3800075669
Hardcover · 96 Seiten
Preis: 19,50
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Interview mit Bruno Haberzettl

Prof. Carlo Consiglio: Vom Widersinn der Jagd
298 Seiten.
Verlag Zweitausendundeins, 2001.
Das Buch ist leider nur noch antiquarisch erhältlich.
Artikel von Prof. Carlo Consiglio lesen: Der Widersinn der Jagd

Wilhelm Pröhl: »Ein Forstunternehmer: Jäger, du bist hier unerwünscht!«
In 40 Jahren als Forstunternehmer hatte Wilhelm Pröhl häufig Einblicke in jagdliche Greueltaten. Daher geht er in seinem Buch scharfzüngig mit den Lustmördern ins Gericht.
270 Seiten, 210 Bilder, Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN 10: 3-00-019048-01 / ISBN 13: 978-3-00-019048-3
Bestellungen an den Verlag: www.against-hunting.de

Jakob Kurz: Das Schwarzbuch der Jagd Der Grünrock - Herr in Wald und Flur?
Taschenbuch
Books on Demand, 2004
ISBN 3-8334-1486-3
Preis: 9,80 Euro
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Michel Maria Birg: Dr. Vitruan - König im Reich der Sonntagsjäger
Der Autor und Berufsjäger hat es jahrelang miterlebt und aus ethischen Gründen seinen Beruf an den Nagel gehängt. Er beschreibt die geheimen Abgründe im schwelenden Sumpf der Hobbyjagd.
ISBN 978-3-83708-357-6
www.vitruan.de

Dag Frommhold: Das Anti-Jagdbuch - Von der ökologischen und ethischen Realität des edlen Waidwerks.
258 Seiten.
Hirthammer-Verlag, München, 1994
ISBN-13: 978-3887211165
Das Buch ist nur noch antiquarisch erhältlich.

Dag Frommhold: Jägerlatein. Über die ökologischen Lügen der Waidmänner
190 Seiten.
Okapi-Verlag, 1996.
Das Buch ist leider vergriffen.

Yvette Wirth: Die Jagd - Ein Mordsspaß
Schortgen Editions, Luxemburg, 1999
Für Deutschland: RHEIN-MOSEL-Verlag
ISBN 3-929745-82-8
Das Buch ist nur noch antiquarisch erhältlich.

Karin Hutter: Ein Reh hat Augen wie ein sechzehnjähriges Mädchen
Das Antijagdbuch
Dreisam-Verlag, Freiburg im Breisgau, 1988
Das Buch ist nur noch antiquarisch erhältlich.

Schneider, E. & Reinecke, H.: Weidwerk in der Zukunft – Die Reform des Bundesjagdgesetzes.
Cuvillier-Verlag, Göttingen 2002